Heinrich von Stephan und die Insel Sylt

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1977

Autor: Dr. Manfred Wedemeyer

Seiten: 100 – 107

In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts betrieb der Sylter Landwirt Boy Peter Eben Boysen wie viele seiner Landsleute Schafzucht. Er hielt seine Herde auf einer Wiese östlich des Ringwalls der Tinnumburg in Tüder und hörte am Vormittag eines Herbsttages lautes Knallen, das von den Wiesen südlich seines Hauses herübertönte. Boysen eilte auf den Sommerdeich und sah zwei Männer, die auf einem davonlaufenden Hasen schossen. Der Landmann war zornig darüber, weil die Jagd zwischen seinen Schafen vor sich ging und die Tiere aus Angst um ihre Tüderpfähle rannten und sich verstrickten. Boysen ging geradewegs auf die Jäger los und wies sie mit strengen Worten zurecht. Die beiden Männer versprachen, künftig seine Zurechtweisung zu beachten. Der eine der Scharfschützen war der Sanitätsrat Nicolas, der andere der Generalpostmeister Stephan.

Die Erinnerung an der Organisator des deutschen Postwesens ist auf der Insel Sylt wach geblieben. In kaum einer Stadt wird man so oft an Heinrich von Stephan erinnert wie in Westerland. Eine Plastik in den Grünanlagen vor dem Rathaus ist seinem Andenken gewidmet. Nach ihm ist die Straße benannt, in der die Westerländer Postagentur im Haus des Kapitäns Erichsen von 1884 bis 1892 untergebracht war und an der 1892 das kaiserliche Postamt errichtet worden ist. Auch ein Hotel und ein Restaurant wählten den Namen des Mannes, der Sylt als Badegast und Jäger oft aufsuchte und dem die Insel einige postalische Neuerungen zu verdanken hat.

 

(…)