Kleine Kostbarkeiten – kurz kommentiert | Durst

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1982

Autor: Herbert Leclerc

Seiten: 120 – 127

Zu den Lastern, denen auch manche Postbeamte frönen, gehören das Rauchen und das Trinken. Gegen den Tabakgenuß sind die Postverwaltungen schon früh eingeschritten, um Posteinrichtungen und -sendungen gegen Verluste durch Feuer zu schützen. So war in der „Königl. Pohl. (= Polnischen) Churfürstl. Sächsl. Post-Ordnung“ von 1713 das „Tobackrauchen“ sowohl den Passagieren als auch den Postillionen untersagt. Ähnliche Bestimmungen in anderen Verordnungen und Edikten lassen sich fortführen bis zur „Kleinen Dienstanweisung für den einfachen Postdienst“ (hier zitiert in der Ausgabe von 1943). Diese zählte genau auf, wo nicht geraucht werden durfte: in Diensträumen mit Postbenutzern, in Sammlerräumen, in Kleiderablagen, im Briefkastentleerungsdienst, auf dem Zustellgang, solange noch Sendungen abzutragen waren, usw. Die DA von 1943 war vergleichsweise noch „großzügiger“ als ihre Ausgabe von 1919, die den unteren Beamten das Rauchen im Dienst grundsätzlich verbot und nur Ausnahmen bei Dienstgängen außerhalb der Ortschaften und Gehöfte zuließ.

Ähnlich detaillierte Bestimmungen gegen das Trinken im Dienst sind weniger häufig zu finden, sieht man einmal von dem heute geltenden absoluten Alkoholverbot für die Kraftfahrer der Post ab. Es wurde eigentlich immer nur versucht, Mißbräuche abzustellen. So sollte nach „der Stadt Breßlaw/Newe auffgerichtete Botten-Ordnung“ aus dem Jahre 1573 von den vier Boten „sich keiner auff den Strassen oder in den Herbergen zur übermaß um Säuffery…willen aufhalten“ und „sich gar nicht in die Bierheuser legen“. Auch die Danziger Botenordnung aus dem Jahre 1604 enthielt die Weisung an die Boten, sich nicht in den Herbergen zu „besauffen“. Viel genützt haben solche Bestimmungen wohl nicht, sonst könnte man nicht auf einem von Paulus Fürst (um 1605 – 1666) herausgegebenen Kupferstich mit dem Titel „Der Neue Allamodsiche Postbot“ unter dem Bild einer Nürnberger Boten das folgende Gedicht finden:

 

(…)