Kleiner Grenzverkehr vom belagerten Paris

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1991/1

Autor: Ernst M. Cohn

Seiten: 8-26

Paris war bekanntlich vom späten Nachmittag des 18. September 1870 bis zum Waffenstillstand, am 28. Januar 1871, von deutschen Truppen umzingelt. Nichts sollte ohne deutsches Wissen und Erlaubnis durchgelassen werden, natürlich auch keine Post. So sahen sich die Franzosen dazu gezwungen, ganz außergewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen: Man organisierte die erste mehr oder weniger regelmäßige Flugpost mit bemannten Ballons, denen Brieftauben für die Antworten mitgegeben wurden. Diese und andere damit verbundene Anwendungen der damals bekannten Technik, z. B. der Mikrophotographie, sind wohlbekannt.

Da man öfters liest, daß noch nicht einmal ein Lächeln die Linien durchqueren konnte, findet man auch fast nichts über den persönlichen und schriftlichen Verkehr, der trotzdem – erlaubt und unerlaubt – stattfand.

Erst seit etwa Mitte der 1970er Jahre werden die Spuren dieser Verbindungen, die man doch hie und da findet, zielbewußt verfolgt. Dadurch entdeckte man eine überraschende Fülle von Einzelheiten, wenn auch eine genaue und komplette Geschichte dieses Verkehrs noch lange auf sich warten lassen wird.

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