König Maximilian I. und die Errichtung der ersten deutschen Poststrecke

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1990/1

Autor: Hanns Christian Löhr

Seiten: 6-13

Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Dieses mußte auch Maximilian I. (1459-1519) erfahren, nachdem er 1477 durch die Heirat mit Maria von Burgund in den Besitz des niederländisch-burgundischen Erbes gelangte. Durch diesen Landerwerb wurden die Habsburger Besitzungen mit einem Schlage zu einer weit nach Osten und Westen ausgedehnten Machtsphäre, die im Zentrum der europäischen Politik stand. Der junge Habsburger, der seit 1486 Römischer König war, mußte daher diesen umfangreichen Besitzstand jetzt in zwei Richtungen verteidigen: Im Westen wurde das Burgundische Erbe von Frankreich bedroht, während im Osten der Ungarn-König Matthias Corvinus Maximilians Vater, Kaiser Friedrich III., aus den österreichischen Besitzungen vertrieben hatte und die Habsburger Stammländer besetzt hielt.

Bei der Verteidigung und Bewahrung der Habsburger Besitzungen konnte Maximilian im März 1490 einen wesentlichen Erfolg verbuchen: Er übernahm von seinem Vetter Herzog Sigismund das heruntergewirtschaftete Herzogtum Tirol und konnte damit eine wichtige Landverbindung zwischen den burgundischen Ländern und den Stammlanden im Osten kontrollieren. Trotz der Kontrolle dieser Landverbindung stand Maximilian I. aber vor dem Problem, seine weitreichenden Besitzungen von Innsbruck aus auf Distanz effektiv zu verwalten und zu beherrschen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, bedurfte es schneller und zuverlässiger Nachrichtenverbindungen. Dieses Bedürfnis des Römischen Königs nach solchen Nachrichtenverbindungen führte zu einer außerordentlichen Maßnahme Maximilians I.: Er errichtete auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die erste Poststrecke.

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