Magazin unter Glas

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Magazin unter Glas

Ausstellungs- und Depotpraxis im Reichspostmuseum (1898 – 1939)

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2022

Autor: Veit Didczuneit

Seiten: 14 – 21

Das Reichspostmuseum in Berlin war an der Leipziger Straße/ Ecke Mauerstraße 38 Jahre lang für das Publikum zugänglich – von 1898 bis 1914 und von 1919 bis 1939. Während der beiden Weltkriege blieb es geschlossen. In diesen vier Jahrzehnten behielt das Museum – mit wenigen Ausnahmen – die Abfolge und Aufteilung der Themen auf die Ausstellungsräume weitgehend bei.

Die Luftfahrtabteilung, 1912. Das Reichspostmuseum richtete 1910 im Lichthof die weltweit erste Ausstellung zur Luftfahrtgeschichte ein. Das Stephan- Denkmal, geschaffen vom Bildhauer Joseph Uphues, war bereits 1899 aufgestellt worden.

Die Feldpostabteilung, 1928. Nach dem Ersten Weltkrieg baute das Museum den Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkt zur Tätigkeit der Feldpost aus.

Die im Februar 1998 eröffnete Ausstellung bot einen Rückblick auf die Entwicklung des Verkehrs und der Nachrichtenübermittlung von der Antike bis zur Neuzeit. Sie legte den Schwerpunkt jedoch auf das 19. Jahrhundert mit seinen neuen Kommunikationstechniken wie Bahnpost, Dampfschiffahrt, Telegrafie, Fernsprechwesen und die Anfänge der Funktechnik. Die deutsche Post stand im Mittelpunkt des als Ordnungsprinzip gewählten Vergleichs mit den europäischen und nordamerikanischen Postverwaltungen und den Verkehrs- und Nachrichten- systemen Afrikas, Asiens und Ozeaniens. Auf 2 850 Quadratmetern hob die Dauerausstellung den Modernisierungsschub, den die Reichspost im Kaiserreich erfahren hatte, die zunehmende Normierung und Technisierung sowie das globale Agieren der Institutionen hervor. Damit passte das Reichspostmuseum ins Konzept der prestigeorientierten wilhelminischen Museumspolitik. Den Hintergrund für die vergleichbare Entwicklungs- und Fortschrittsdarstellung der Verkehrs- und Kommunikationsmittel bildeten neben den Schaustücken der Historischen Abteilung vor allem Originale, Modelle, Figuren und Zeichnungen aus Russland, Vorder- und Hinterindien, Niederländisch- Indien, Siam, China und Japan, zudem gab es die ethnologischen Objekte aus den deutschen Kolonien. Die Schau arbeitete die Beschleunigung der menschlichen Kommunikation seit der Antike heraus und die Erleichterung, zu der sie im Umgang der Menschen miteinander führte. Gerühmt wurde die Post für die Bedeutung, die sie dabei seit der frühen Neuzeit hatte. Das chronologisch und geografisch weite Sammlungs- und Ausstellungskonzept „aller Zeiten und Länder“ legte Zeugnis ab vom imperialen Anspruch des Kaiserreichs. Die Reichspost feierte sich in ihrem neuen Museum, das Ruhmeshalle und Volksbildungsstätte war, selbst: als Menschen und Völker verbindende Einrichtung und Kulturinstitution.

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