„Meine Jeans hat mehr von der Welt gesehen als ich“

Nachhaltigkeit in der Modeindustrie

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/2023

Autorin: Regina Hock

Seiten: 47 – 49

Bis 27. August 2023 ist im Museum für Kommunikation Frankfurt die Ausstellung Klima_X zu sehen, die die Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten untersucht. Schätzungen zufolge verursacht die Modebranche 10 Prozent der weltweiten Co2-Emissionen – mehr als internationale Luftfahrt und Seeschiffahrt zusammen. Vor allem der Anbau und die Produktion von Rohfasern sowie die Veredelung von Textilien belasten die Umwelt stark. Um diese Schädigungen durch den Textilsektor zu verringern, braucht es nicht nur alternative Konsumformen wie etwa Tauschen und Leihen, sondern vor allem neue Produktionsformen: Die Frankfurter Schneidermanufaktur „Stitch by Stitch“ tritt den Versuch an, die Modeindustrie nachhaltiger zu gestalten. Regina Hock, Pressereferentin am MfK Frankfurt, hat die Geschäftsführerin Nicole von Alvensleben in der Ausstellung Klima_X getroffen. „Stitch by Stitch“ ist auch beim nächsten KLIMA_X-Aktionstag am 22. April im Museum vertreten.

Mit der Schneidermanufaktur schaffen Sie einen Gegenentwurf zu Fast Fashion, intransparenten Lieferketten und massiven Umweltbelastungen. Was gab den Anstoß, das Unternehmen zu gründen?

Nicole von Alvensleben: Wir trafen uns 2015 – zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich hatte gerade meinen MBA mit Schwerpunkt Social Entrepreneurship in Oxford erhalten und war im Begriff, mich dementsprechend beruflich zu engagieren. Claudia Frick, meine Geschäftspartnerin, suchte händeringend als Modedesignerin mit einem eigenen Label eine Produktion in Deutschland und wusste von den traditionellen Techniken, die in den Herkunftsländern geflüchteter Menschen aktiv praktiziert wurden. Im Sommer gab es einen Aufruf vom Social Impact Lab und der KfW-Stiftung, Ideen zur entwickeln, um Menschen mit Fluchtgeschichte in Arbeit und Ausbildung zu bringen. Dort haben wir uns kurzerhand mit unserer Idee beworben, um mit 13 anderen Teams im Gründungsprozess begleitet zu werden. Für uns war es selbstverständlich, für unser eigenes Label nur mit nachhaltigen Materialien zu arbeiten, und zwar vom Garn über die Stoffe bis zum letzten Knopf!

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