Menschen hinter Maschinen.

Zur Geschichte und Bedeutung der datenverarbeitenden Berufe

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2022

Autor: Joel Fischer

Seiten: 8 – 13

Die Anwendungsbereiche der Datenverarbeitung haben sich seit ihren Anfängen in den 1920er-Jahren rasant erweitert. Vor allem digitale Rechenanlagen führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu immer neuen Tätigkeitsfeldern und Berufen, von denen nur ein kleiner Teil Studiengänge oder Ausbildungsberufe waren. Vielfach gestalteten deshalb interessierte Angestellte und Quereinsteiger, den den ständig herrschenden Fachkräftemangel ausglichen, die Entwicklung der Automatisierung und Diegitalisierung in Deutschland mit.

Ein Arzt, ein Architekt und ein Datenverarbeiter streiten sich darum, welches der älteste Beruf sei. „Gott entnahm Adam eine Rippe, und das war doch die erste Operation“, lächelt der Arzt zufrieden. Daraufhin der Architekt: „Gott schuf die Welt aus dem Chaos. Also bestätigte er sich zuvor als Architekt.“ Gelangweilt meldet sich der Datenverarbeiter zu Wort: „Na – und wer schuf das Chaos?“ Dieser Wirt erschien 1975 auf dem Titelblatt eines Heftes der Reihe Materialien aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das sich mit den schon damals chaotischen Verhältnissen in den sogenannten Computerberufen beschäftigte. Die Computertechnik hatte sich in schnellen Schritten entwickelt und dazu geführt, dass in vielen Betrieben die Lochkartenanlagen abgebaut und stattdessen digitale Rechneranlagen aufgestellt und in Betrieb genommen wurden. Exlosionsartig erweiterten sich dadurch deine Anwendungsgebiete und es entstanden zahlreiche neue Tätigkeiten und neue Berufe. Volker Roth untermauerte den rasanten Wandel der datenverarbeitenden Berufe 1992 mit Zahlen. Demnach gab es 1943 nur zwei EDV-Berufe, 1960 waren es bereits 25, die von 33 200 Beschäftigten in der Bundesrepublik ausgeübt wurden. Zehn Jahre später arbeiteten dann 90 000 Beschäftigte in 64 Berufen, aus denen bis 1980 126 Berufe wurden, denen 160 000 Beschäftigte nachgingen. 1989 verzeichnete Roth schließlich 321 000 Beschäftigte und 243 Computerberufe, zu denen neben Kernberufen (Informatiker:in, Programmierer:in und Operator:in) auch zahlreiche Misch-und Randberufe gehörten, in denen sich die Datenverarbeitung mit anderen Tätigkeitsfeldern zu neuen Berufen mit langen Berufsbezeichnungen verschränkten.