Mittelalterliche Postorte in Rheinland-Pfalz

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1963

Autor: Dr. Valentin Palm

Seiten: 42 – 44

Wie andere Bundesstaaten im Süden und Westen des Reichs zählte Rheinland-Pfalz dank einer fast 500jährigen Zugehörigkeit zum Weltreiche der Römer zu einem Kulturzentrum, von dem länger als anderthalb Jahrtausend Strahlungen geistiger und wirtschaftlicher Art für Deutschland und Europa ausgingen. Der Raum unseres Heimatlandes erlebte neben vielem andern die römische Post seit Cäsars Zeiten und den Anfang der deutschen Post vor 469 Jahren.

Maximilian I. (1493 – 1519), den Geschichtsbüchern den „letzten Ritter“ zu nennen pflegen, war nach der 53jährigen und schwachen Regierung seines Vaters, Friedrichs III. (1440 – 1493) , der erste neuzeitlich denkende Kaiser. Unter seinen Reichsneuerungen war die Einführung der Post im Jahre 1494 neben der Schaffung eines Reichskammergerichts 1495 die bedeutsamste. Bis 149 bedienten sich die Kanzleien des Reiches und der Länder zuverlässiger Reiter oder Kuriere, die den jeweiligen, oft weiten Botenweg allein zu nehmen hatten. Städte, Klöster und Universitäten schickten meist ihre Schreiben mit Fußboten aus, die als Kenn- und Schutzzeichen einen langen Stab trugen, den „Botenstab“, der Ausdruck der Unverletzlichkeit des Stabträgers sein sollte. Die Ämter innerhalb eines Landes (Kurmainz, -pfalz, -trier, Herzogtum Baden, Rheingrafschaft) und die Verwaltung kleiner Territorialherren, die wie die Herren v. Sickingen, Dalberg u.a. der Reichsritterschaft angehörten, ließen leibeigene Bauern gehen, die zu „Botendiensten“ fronpflichtig waren. Hatte der selten schreibende Kaufmann einer Stadt einen Brief in die nähere Umgebung zu versenden, so vertraute er ihn einem auswärts tätigen Handwerker an, meist einem Metzger, der wegen des Vieheinkaufs in jeder Woche ins städtische Hinterland kam. Für den schreibunkundigen Landbewohner fertigten Pastor oder Lehrer den Brief an, und mit der „Metzgerpost“ wurde er befördert. Vom Ende der Römerzeit um 400 und dem Regierungsantritt Maximilians, also elf Jahrhunderte hindurch, gab es in Deutschland keine Einrichtung regelmäßiger Briefbeförderung.

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