Neue Goldmünzen: Zechine und Dukat, Florene und Goldgulden

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1976

Autor: Herbert Rittmann

Seiten: 20 – 23

Seit der Zeit der Karolinger war Deutschland ein Land der Silberwährung. In den Mittelmeerländern hatte der Umlauf von Goldmünzen jedoch in Grenzen angedauert; der byzantinische Goldsolidus war im hohen Mittelalter noch immer die Haupthandelsmünze der Mittelmeerwelt. Die islamischen Dynastien im Osten und Süden des Mittelmeers hatten im „Dinar“ eine dem Solidus entsprechende Goldmünze geschaffen; Portugal und das nichtislamische Spanien hatten ihre eigenen Goldprägungen. In diesen Rahmen gehörte eine der schönsten Goldmünzen der Münzgeschichte: der Augustalis von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen; er gehört jedoch zur Münzgeschichte seines sizilianischen Königreichs und nicht zur deutschen.

Nun gewinnen vom 13. Jahrhundert an auch in Mitteleuropa Goldmünzen wieder Bedeutung. Diese Entwicklung geht zeitlich neben der der größeren Silbermünzen einher, wurde aber im letzten Kapitel aus Gründen der Übersichtlichkeit ausgespart. Während die Typen der Silbermünzen, insbesondere die Groschen, bald unübersichtlich werden, bleibt es beim Gold bei wenigen Typen von gradliniger Geschichte. Ursache des neuen Goldumlaufs ist der Umstand, daß die Kreuzzüge den Handel mit dem Orient, der „Levante“, neu zum Erblühen bringen. Es ist letztlich die Münzkultur der Mittelmeerländer, die auf den Handelswegen über die oberitalienischen Handelsrepubliken im Norden Eingang findet. Dabei zwang der Verfall des Goldsolidus in Verfolg des Niedergangs der Macht von Byzanz die oberitalienischen Städte, neue Typen von Goldmünzen zum Ersatz der Solidi als neue beständige Großhandelsmünzen zu entwickeln. In der Folge blieb es zwar – bis 1871, wie erwähnt – bei der zersplitterten, aber vorherrschenden Silberwährung. Mit den Goldgulden und später mit den Dukaten enstanden aber überregionale, ja reichseinheitliche Wertmesser für das ganze Münzwesen, bis der Goldgulden dann im 16. Jahrhundert als Hauptmünze durch den anfangs wertgleichen Taler als neue Großsilbermünze verdrängt wurde. Auch in diesen neuen Goldmünzen aus Italien zeigt sich im übrigen, daß die italienische Städtekultur der deutschen vorausging, wie ja auch die Renaissance als Erneuerung der Kunst- und Geisteskultur und die religiösen Reformbestrebungen -Savonarola- dort ihren Anfang nahmen.