Neue Macht – Neue Grenzen: Bayern als souveräner Rheinbundstaat und sein Postwesen

Zwischen dem Erfurter Fürstenkongress und dem Frieden von Schönbrunn (1808/09)

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Süd, 2000

Autor: Horst Diederichs

Seiten: 61-100

Napoleon – wohin er auch schaute – überall erblickte er Widerstände gegen seine Rheinbund- und Bundespostpläne. Auf dem Erfurter Fürstenkongress (27. September – 14. Oktober 1808) war es zwar primär darum gegangen, sich der weiteren Kooperation Russlands zu versichern; die Rheinbundfürsten hatten mehr als Staffage gedient. Doch Napoleon hatte auch klar erkannt, dass die Rheinbundfürsten auf der ihnen mehrfach zugesicherten Souveränität und ihrem eigenen Postwesen beharrten. Und dem Rheinbund jetzt seine Verfassung oder gar ein französisch-bergisches Bundespostwesen aufzudrücken, dazu war die Zeit zu ungeeignet: Die Freundschaft des Zaren schien wohl doch zu unsicher, um darauf ein europäisches System gründen zu können; Spanien hatte zum nationalen Freiheitskampf ausgeholt; Österreich rüstete und auch Preußen trug sich mit Revanchegedanken; England aber vor allem war unbesiegt und seit Trafalgar beherrschte es unbestritten die Weltmeere! Und in dem Wirtschaftskrieg, durch den er  – Napoleon – das Inselreich in die Knie zu zwingen hoffte, war er auf die loyale Zusammenarbeit seiner Verbündeten angewiesen. In dieser Situation wurde es offensichtlich, dass die militärische Funktion der Rheinbundstaaten wichtiger war, als ihre widerwillige Kooperation in einem vereinheitlichten Bundesstaat. Jetzt war es wichtiger, in den süddeutschen Staaten relativ selbständige Verbündete zu besitzen, als Vasallen zu haben, die mit zusätzlichen eigenen Truppen und Waffengewalt hätten kontrolliert werden müssen.

Als Napoleon auf St. Helena auf seine Laufbahn zurückblickte, ließ er den Niedergang seiner Herrschaft mit dem Krieg von 1808 in Spanien beginnen. Weder die Ernennung seines Bruders Joseph am 6. Juni 1808 zum König von Spanien noch sein persönliches, militärisches Eingreifen hatten einen nachhaltigen Erfolg zu bewirken vermocht, um Spanien dem napoleonischen System einzuverleiben.

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