Ohne Aufsehen stillgelegt | Frühe Computer im Zahlungsverkehr der Post

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/2024

Autor: Frank Gnegel

Seiten: 74-77

Während der Pandemie hat sich ein Trend verstärkt, der seit Jahren zu beobachten ist: der rückläufige Gebrauch von Bargeld. Vor rund 50 Jahren fing der bargeldlose Zahlungsverkehr an, sich zu etablieren, doch bis in die 1950er- und 1960er-Jahre besaßen viele Privatleute gar kein Konto; ihr Gehalt wurde bar in der Lohntüte überreicht. Was es aber gabm seit 1909: den Postcheckdienst. Ein Dienstzweig der Post, in dem die Behörde früh Versuche zur Automatisierung durchführen ließ.

Solange Banken und Sparkassen Bareinzahlungen nur auf bei ihnen geführten Konten akzeptierten, kein Datenaustausch zwischen den Instituten stattfand und es keine Abbuchungs- beziehungsweise Einzugsaufträge gab, nutzten etwa der Versandhandel, Versorgungsunternehmen oder Versicherungen den Postcheckdienst. Sie legten ihren Rechungen Zahlkarten bei, mit denen die Kunden oder Kundinnen im nächsten postamt den fälligen Betrag beglichen. 1909 eingeführt, sorgte der Postchekdienst dafür, dass sich der bargeldlose Zahlungsverkehr allgemein verbreitete. Abgesehen von einem Einbruch zur Inflationszeit in den 1920er Jahren stieg die Zahl der Postscheckkonten kontinuierlich an; um 1920 waren es 5000 000, 1937 1 130 856 Konten und 1958 gab es knapp 1.8 Millionen Postscheckkonten. Pro Jahr wurden nun rund eine Milliarde Buchungen mit einem Gesamtumsatz von etwa 440 Milliarden D-Mark durchgeführt – rund 15 Prozent des gesamten Zahlungsverkehrs in der Bundesrepublik. Täglich führten die Postscheckämter mehr als drei Millionen Buchungen aus, und das in großer Schnelligkeit.

 

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