Von der Litfaßsäule zum Flashmob. Personalmangel im Wandel.

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2022

Autorin: Margret Baumann

Seiten: 32 – 35

„Leutemangel hieß das Problem im 19. Jahrhundert. Heute macht es als „Fachkräftemangel“ Schlagzeilen und beschäftigt kleine Betriebe, große Unternehmen und die Politik. Die demografische Entwicklung mit der Verrentung der geburtsstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren führt zu sinkendem Erwerbspersonenpotential und zu Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Wer in dieser Lage motivierte Mitarbeitende für ein Unternehmen gewinnen will, kommt mit klassischen Stellenanzeigen nicht weit.

Insgesamt ergab eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg für den Zeitraum Januar bis März 2022 bundesweit über 1,7 Millionen offene Stellen, was mehr ist als je seit Beginn der Messung im Jahr 1989. Und während 2013 einer Studie zufolge noch jede fünfte Stelle über ein Stellenangebot in einer Zeitung oder Zeitschrift besetzt wurde, in der Bedeutung damals nur übetroffen von persönlichen Kontakten und Empfehlungen, spielen heute zunehmend Online-Job-Portale und Social-Media-Kanäle eine Rolle. Agenturen überbieten sich darin, für Unternehmen „Brand Storys“ zu kreieren und „Marken ein Gesicht (zu) geben, einen Charakter und manchmal auch Helden“, kurzum, ein erfolgreiches „Employer Branding“. Nicht länger (nur) die Arbeitsuchenden müssen sich vermarkten, Unternehmen sollten sich gegenüber potentiellen Bewerbern als passende und attraktive Arbeitgeber darstellen. „Um Nachwuchskräfte von sich zu überzeugen, müssen Arbeitgeber heute viel mehr als bloß finanzielle Anreize bieten. Dabei geht es um sogenannte Benefits, also Zusatzleistungen zum Job, die die Mitarbeiterbindung stärken sollen“, so die Recruiting-Plattform „glassdoor“ im Netz. Wertschätzung, Entwicklungsmöglichkeiten und eine gute Kommunikationskultur sollten selbstverständlich sein, dazu bieten Unternehmen Fitnessangebote im Arbeitsleben, Home-Office, Achtsamkeitsübungen im Büro, Sabbaticals, Auszeiten zur Pflege von Angehörigen oder die Finanzierung der Kinderbetreuung.

 

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