Pionier einer morbiden Ästhetik | TECHNOSEUM übernimmt Archivbestände des Fotografen Manfred Hamm

Ausgabe

DAS ARCHIV 04/2023

Autorin: Marit Teerling

Seiten: 48 – 50

„Mich interessiert alles, was verschwindet“. Manfred Hamm, Jahrgang 1944, gebürtig in Zwickau, ist Fotograf und zugleich Kenner verlassender und verfallender Bauten. Seit den späten 1970er-Jahren hat sich Hamm mit über 20 Bildbänden und mehr als 30 Ausstellungen im In- und Ausland einen Namen gemacht.

Manfred Hamm fotografierte vorzugweise in Schwarz-Weiß. In den Beständen, die das TECHNOSEUM übernommen hat, finden sich jedoch auch einige Farbfotos, wie dieses vom Bahnhof in Brighton

Foto: TECHNOSEUM, Manfred Hamm

Von der Baumwollspinnerei im katalanischen Sallent, die Hamm Anfang der 1980er-Jahre fotografierte, steht heute nur noch ein Teil der Fassade zwischen Schornstein und Turm

Foto: TECHNOSEUM, Manfred Hamm

Ausgerüstet mut einer schweren Plattenkamera für Studiofotografie und einem hölzernen Stativ, insgesamt mit weit über 50 Kilo Gepäck, bereiste Hamm viele einstige Hochburgen der Industrialisierung in Europa – von Deutschland, Frankreich und Belgien über England und Schottland bis hin zur Lombardei und Katalonien. Dort lichtete er Gebäude der Industriekultur ab, etwa Bahnhöfe und Hafenanlagen, aber auch längst geschlossene Zechen und Fabrikruinen; seine Aufnahmen dokumentieren den Strukturwandel in zahlreichen Industriezentren Europas. Mal dokumentarisch, mal künsterlich wirken seine Bilder – und oft auch morbid. So gilt Hamm als ein Pionier der heute populären „Lost Places“- Fotografie.

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