1944 – mein erstes Jahr bei der Reichspost

Postjungbote beim Postamt Zittau in Sachsen

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 1999

Autor: Siegmar Peschke

Seiten: 98-107

1943 begann mein letztes Schuljahr in einer der Volksschulen von Zittau. In diesem Jahr standen besonders die Überlegungen meiner Berufswahl im Vordergrund. Eigentlich wollte ich in die Fußstapfen meines Vaters treten und einen technischen Beruf erlernen. Doch dazu kam es nicht. Mein Onkel und meine Tante, bei denen ich während des Krieges aufwuchs, hatten anderes mit mir im Sinn. Vielleicht erinnerten sie sich noch an die langen Jahre der Arbeitslosigkeit nahc dem Ersten Weltkrieg, von der sie selbst betroffen waren. Der Sohn einer Bekannten, der seit Jahren bei der Deutschen Reichspost Dienst tat, gab es wohl den entscheidenden Hinweis für meine spätere Laufbahn. Und so kam es dann auch, daß ich mich mit noch einem Kameraden aus meiner Schulklasse als Postjungbote bei der Deutschen Reichspost bewarb.

Im Postamt Zittau war zunächst ein Vorstellungsgespräch und danach eine schriftliche Prüfung, die sich überwiegend auf unsere geografischen Kenntnisse beschränkte. Ich erinnere mich gern noch an den Prüfer, Oberpostinspektor Lehmann, einen sehr freundlichen Herrn, der uns bei mancher Frage über die Klippen half. Die Freude war groß, als ich unmittelbar nach dem Weihnachtsfest 1943 vom Postamt Zittau den Bescheid für meine Annahme als Postjungbote für den 1. April 1944 erhielt. Dieses Schreiben war, und das ist Tatsache, datiert am 25. Dezember 1943. Vorher jedoch mußte ich die arische Abstammung meiner Person bis zu meinen Urgroßeltern nachweisen. Mein Klassenkamerad Ritter hatte die Eignungsprüfung nicht bestanden.

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