Ratzebuhr
Ein Postamt in Hinterpommern
Ausgabe
Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Nord, 2000
Autor: Gerhard Breitzke
Seiten: 46-56
Seit ihren Anfängen zeigt uns die Geschichte, dass für ein funktionierendes Staatswesen und für die wirtschaftliche Entwicklung der Länder gute Verkehrs- und Nachrichtenverbindungen unerlässlich sind. Ebenso waren sie den Staaten von jeher bei der Ausweitung ihrer Territorien und zur Absicherung bestehender Grenzen von großem Nutzen. Diese Erkenntnis machten sich auch die brandenburgischen Askanier bei der Christianisierung der wendischen Slawen und der Eroberung pommerscher Gebiete, besonders im Land Belgard, zunutze. So führte seit 1266 eine der bedeutendsten Straßenverbindungen von Küstrin kommend, das an seinem Wasserreichtum erstickende Netzebruch nordwärts umgehend, über die Tucheler Heide nach Danzig, in das deutsche Ordensland Preußen und weiter ins Baltikum. Unter dem Namen Markgrafenweg – auch als „via Marchionis“ oder „Markgreven wech“ bezeichnet – war diese Landstraßen, wenn auch wegen der geringen Breite nur einspännig, für schwere Lastfuhrwerke befahrbar. Dem voll beladenen Gefährt mussten 8-10 Pferde hintereinander vorgespannt werden. Bis 1569 misslangen alle Versuche, die Straße zu verbreitern. Erst ab dieser Zeit konnten die Wagen von 58,5 cm Spurweite auf eine solche von zunächst 70 cm und ab 1599 auf eine von 91,5 cm umgerüstet werden. Ermöglicht hatte es eine Vereinbarung des pommerschen Herzogs Johann Friedrich mit den Herrschern von Mecklenburg und der Mark Brandenburg. Sie hatte zur Folge, dass sämtliche Dämme und Brücken unter hohen Kosten verbreitert wurden.
Eine bedeutende Fracht- und Reiseroute blieb der Markgrafenweg auch nach der Einrichtung neuer Straßenverbindungen zwischen Berlin und Danzig bzw. Königsberg bis in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein. Unbekannt ist, ab wann dieser Weg bis zum Jahre 1654 auch unter der Bezeichnung „großer Postkurs“ Berlin – Küstrin – Arnswalde – Reetz – Sabin – Neuhof – Brotzen – Döberitz – Zacharin – Plienitz – Ratzebuhr – Landeck – Prützenwalde – Preußisch Friedland – Tuchel – Neuenburg (Weichsel) – Königsberg (Preußen) geführt wurde.
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