Reiselust oder Reisefrust?
Von Postillionen, Posthaltern und Passagieren im östlichen Ostpreußen
„Hoch auf dem gelben Wagen sitz‘ ich beim Schwager vorn.
Voran die Rosse traben, lustig schmettert das Horn.
Täler und Wälder und Matten, wogendes Ährengold.
Möchte gern ruhen im Schatten, aber der Wagen, der rollt.“
Wer kennt sie nicht, diese nostalgisch-romantischen Verse: Biedermeier reist behaglich mit der Postkutsche in die lockende Ferne. Selbst die Malerei bemächtigte sich dieser Vorstellung, die von der Firmenreklame in unsere Gegenwart projiziert wurde. So also musste sie wohl gewesen sein, die heile Welt der Postreise; ihre ungetrübte Wirklichkeit. Oder?
Machen wir einen zeit- und räumlichen Sprung. Der zeitliche bringt uns ins 19. Jahrhundert, der räumliche in eine entlegenere Gegend Deutschlands, genauer: in Preußens ostwärtigen Teil, was nicht heißen soll, dass es nur hier die zu schildernden Zu- und Umstände gab. Aber dieses Ostpreußen war ja schon immer etwas anders als die übrigen Lande westliche von Weichsel und Oder.
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