Rund um das Posthorn

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1972

Autor: Erwin Maderholz (München)

Seiten: 66-80

Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land…

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

Seit Jahrhunderten ist ein Musikinstrument Symbol und Ausdruck hoheitlicher Rechte der Post: das Posthorn. Seine Einführung galt indes nicht einem musischen Bedürfnis und entsprang nicht der Absicht, die Reisenden mit trauten Tönen zu erfreuen. Weil die künstlerischen Leistungen der Bläser in der Regel recht bescheiden blieben, war ein musizierender Schwager oft sowieso mehr vom Anblick her eine Augenweide denn seine Töne ein Ohrenschmaus. So steht es in alten Reiseberichten. Doch davon noch später.

Das Horn wurde nicht eigens für die Post „erfunden“. Längst benutzten es die Jäger zum Waidwerk und häufig diente es den reitenden und fahrenden, meist herrschaftlichen Boten, die als Vorläufer der Postillione durch das Land zogen, als Atttribut. Die Metzger verwendeten es bei den Ritten „ins Gäu“, um schon von weitem ihre Ankunft zu signalisieren. Da die ehrsamen Handwerker bei ihren Geschäftsreisen – aus Gefälligkeit und gegen geringes Geld – nebenher auch mündliche Nachrichten und Briefe bestellten, entstand in jener Zeit der Begriff einer „Metzgerpost“.

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