Sammlerleidenschaft, Bienenfleiß und Phantomschmerzen

Kategorien: ,

Sammlerleidenschaft, Bienenfleiß und Phantomschmerzen

Die philatelistische Sammlung des Reichspostmuseums

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2022

Autor: Andreas Hahn

Seiten: 61 – 65

Die philatelistische Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation kann mit einigem Stolz darauf verweisen, dass ihre Wurzeln noch einige Jahre weiter zurückreichen als bis 1872, was als Geburtsjahr des Reichspostmuseums in Berlin gilt. Schon ein paar Jahre zuvor – 1868 – hatte die Königlich Preußische Post eine Vergleichssammlung ausländischer Postwertzeichen angelegt, die der Schulung der Mitarbeiter diente. Diese Sammlung, etwa 1 000 Briefmarken, übernahm das Museum und legte damit den Grundstock zu einer der grüßten philatelistischen Sammlungen weltweit.

Blick in die Postwertzeichenausstellung im Reichspostmuseum Berlin, um 1910

Reichspostminister Freiherr von Eltz-Rübenach (r.) besichtigt in der Dauerausstellung des Reichspostmuseums die von Carl Schmidt gestiftete Postwertzeichensammlung russischer Landschaftsmarken, 11. April 1934.

Für den Erfolg der Abteilung und das wachsende Renommee des Museums unter den Philatelisten im In-und Ausland war wesentlich der Weltpostkongress in Paris im Jahr 1878, wo der Austausch von Postwertzeichen zwischen den Mitgliedsländern des Weltpostvereins beschlossen wurde, verantwortlich: In der Folge erhielt das Reichspostmuseum einen großen Zuwachs in seinen Sammlungen. Hinzu kam dann die „thunlichtste nachträgliche Auffüllung früherer Lücken“, wie es im ersten gedruckten Katalog der Markensammlung von 1888 so schön hieß. Zudem bewieß das Museum bei der Wahl der verantwortlichen Sammlungsmitarbeiter beziehungsweise insbesondere des leitenden wissenschaftlichen Beraters eine glückliche Hand. Es berief den damals noch jungen, aber als Philatelist bereits sehr erfahrenen Landgerichtsrat Carl Lindenberg (1850 – 1928) 1884 als „Sachverständigen Beirath“ in das Kuratorium des Reichspostmuseums, wo er für den Ausbau der Briefmarkensammlung zuständig war und die Sammlung bis zur Jahrhundertwende planvoll und stimmig erweiterte. Er erschloss beispielsweise das weite Feld der Ganzsachen überhaupt erst neu und legte dadurch die Grundlagen für Sammlungsteile, die in ihrer Qualität bis heute überzeugen. 1899, nach dem Tod Heinrich von Stephans, kam es zu Konflikten mit der neuen Museumsleitung, und erst in den Jahren 1918 – 1919 nahm er seine Arbeit für das Museum noch einmal auf. Zweifelsohne profitierte das noch junge Museum von dem großen Renommee, das Carl Lindenberg in Sammlerkreisen im In- und Ausland genoss.

(…)