Schwimmende Postanstalten

Neue Wege in der transatlantischen Postbeförderung

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Nord, 2001

Autorin: Karin Walter

Seiten: 27-33

Die Passagierdampfer auf der Nordatlantik-Route entwickelten sich ab den 1880er Jahren zunehmend von Transportmitteln zu schwimmenden Luxushotels. Deutsche und englische Reedereien boten sich einen erbitterten Wettkampf um die Gunst der Passagiere – immer größere, schnellere und komfortablere Schiffe liefen vom Stapel. Den Passagieren der ersten Klasse standen großzügig bemessene Kabinen und Gesellschaftsräume, selbst ein Turnsaal und eine Schwimmhalle zur Verfügung. Die überladenen Räume der ersten Klasse mit goldgerahmten Gemälden, Marmor, Schnitzwerk und Plüschpolstern galten als Anhängeschild der Schiffe. Eine Vorstellung von der historischen Ausstattung geben heute noch zahlreiche Fotografien. Oft wird dabei vergessen, dass die erste Klasse nur einen Teil des Schiffes umfasste. Es gab daneben noch Kabinen zweiter und zum Teil sogar dritter Klasse sowie vor allem die unkomfortablen Schlafsäle für die Zwischendeckpassagiere, in der Regel Auswanderer nach Amerika. Auf verhältnismäßig wenig Raum war dort ein großer Teil der Passagiere untergebracht, gerade dieses Missverhältnis bedeutete für die Reedereien ein lukratives Geschäft.

Während zahllose Erzählungen und Dokumente das Leben an Bord aus Sicht der Passagiere schildern, fehlen oft vergleichbare Berichte vom Alltag der dort arbeitenden Menschen. Eine Berufsgruppe bildet dabei eine Ausnahme: Wie im Folgenden gezeigt werden soll, vermitteln spärliche Quellen zumindest einen Eindruck vom Leben und Arbeiten der Postbediensteten in den so genannten deutsch-amerikanischen Seeposten. Diese bestanden – mit Unterbrechungen während und nach dem Ersten Weltkrieg – von 1891 bis 1939 auf Dampfschiffen der HAPAG und der Norddeutschen Lloyd, die zwischen Hamburg bzw. Bremen und New York verkehrten.

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