Selten völlig sicher unterwegs! Vom Reisen zur Kutschenzeit

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Selten völlig sicher unterwegs!

Vom Reisen zur Kutschenzeit

Ausgabe

DAS ARCHIV 1/2021

Autor: Klaus Beyrer

Seiten: 42-47

Flinke Rösser, ein lebhafter Postillion und muntere Hornklänge bilden vielfach das Inventar von Gedichten über Postkutschenreisen. Doch die idyllische Verklärung der Fahrten „Hoch auf dem gelben Wagen“ ist das Ergebnis einer romantisierenden Schönfärbung. Die Realität sah für Reisende früherer Jahrhunderte anders aus.

L’attaque du chariot, Gemälde von Pieter Snayers, vor 1667. Das Bild zeigt einen niederländischen Mantelwagen, der von einer Räuberbande überfallen wird, die offensichtlich die Passagiere bedroht

Ob mit der Kutsche im Sommer oder im Winter mit dem Schlitten: Auf unbefestigten Strecken bleiben die Räder stecken oder, wie auf dem Gemälde, droht der Schlitten zu kippen

Wer die Heimat verließ, musste bis weit in die Epoche der Frühen Neuzeit mit unpassierbaren Straßen und maroden Brücken rechnen, mit Wegelagerern und Räuberbanden. Vor Antritt einer Reise machte man sein Testament und ließ – in der bangen Hoffnung auf eine glückliche Rückkehr – eine Messe lesen. Gefahrvoll, unberechenbar und angstbesetzt war das Reisen in älterer Zeit. Ein Nachruf auf den 1589 verstorbenen Ulmer Kaufmann Samuel Kiechel erinnert treffend an einen Menschen, der einst zahlreiche Länder „durchreist (hat), auch sehr viele Gefahren von den Straßen- und Meerräubern ausgestanden, groß Frost, Hitz, Hunger und Kummer erlitten, oft etlich Tag aneinander nicht anderes als nur Kräuter und Wurzeln in der Wildnissen gessen“.

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