Tapisserien – eine Spurensuche 

Post und Kommunikation als Gegenstand von Bildwirkerei und Tapisserien als Kunst am Bau

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/2023

Autorin: Heinrike Paulus

Seiten: 30 – 35

Tausende Arbeitsstunden braucht es, bis aus einem Entwurf große Bild- oder Wandteppiche, Tapisserien oder Gobelins entstehen. Die Bildwirkerei gehört zu den ältesten Handwerkskünsten der Menschheit und hatte früher auch eine praktische Funktion, denn Wandteppiche hielten die Wärme in eher kalten Gemäueren. Über die Jahrhunderte hat sich dieses Handwerk immer wieder neu erfunden und diente mit seinen Inhalten auch als Spiegel gesellschaftlicher Themen – darunter Post und Kommunikation.

Der ehemalige Bauhaus-Künstler Kurt Kranz schuf die Entwürfe der als Paravents verwendeten Tapisserien für die Kantine des Postscheckamts in Hamburg, die in der Weberei unter Leitung von Hedwig Fischer realisiert wurden

Foto: MSPT

Die Wand im Speisesaal der Ingenieurschule „Rosa Luxemburg“ der Deutschen Post der DDR in Leipzig ziert unter anderem ein gewebter Bildteppich

Foto: MSPT

Oberregierungsrat Adolf Korzendorfer, Leiter des Paketamts München 3 in den 1920er Jahren, war fast mehr an der Geschichte der Post als am Postbetrieb selbst interessiert. Nicht nur, dass er erstmals vor rund 100 Jahren in der Zeitschrift Bayerland die Geburtsstunde der Post auf das Jahr 1490 datierte, er forschte auch emsig nach damals spärlich vorhandenen Bildern über die frühe Geschichte der Post und korrespondierte dazu unter anderem mit dem General Post Office in London. Ein Teppich, der die Gründung der Post darstellte, aus dem Jahr 1518 – von Franz von Taxis (1459 – 1917) beauftragt und der Kirche „Unserer Lieben Frau vom Sand“ in Brüssel gestiftet, wo von Taxis für sich und seine Familie auch eine Grabkapelle hatte einbauen lassen – war Gegenstand seines Interesses: „Der Teppich ist von so großer künstlerischer Bedeutung, dass Sie ohne Zweifel im Britischen Museum oder beim Direktor der englischen Kunstsammlung Auskunft darüber bekommen können“, bat er seinen Informanten F.I. Tickner um Bildmaterial zu diesem Werk. Mit Erfolg, wie sich herausstellen sollte: Im Archiv für Postgeschichte in Bayern veröffentlichte Korzendorfer in der Dezemberausgabe von 1932 den Beitrag „Bildliche Darstellung der Einführung der Post in Deutschland aus dem Jahr 1518“ mit Abbildungen.

 

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