„Töne, Schwager, ins Horn“

Postillion-Geschichte(n)

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Südwest, 1996

Autorin: Ricarda Haase

Seiten: 29-35

Heute wird der hornblasende Postillion auf dem Kutschbock als Inbegriff biedermeierlicher Gemütlichkeit gesehen. Doch tatsächlich war die Fahrpost zu Beginn des 19 Jahrhunderts das schnellste Beförderungsmittel, und der Alltag des Postillions, der auf dem Kutschbock Wind und Wetter ausgesetzt war, dürfte ebenfalls kaum gemütlich gewesen sein. Das Posthorn wiederum sicherte als Signal den geregelten und reibungslosen Verlauf der Reise und diente keinesfalls der musikalischen Erbauung.

Was läßt sich nun über den Postillion jenseits überlieferter Klischees sagen? Sicherlich nicht sehr viel, aber doch genug, um ein realistischeres Bild dieses ausgestorbenen Berufsstandes entstehen zu lassen. So finden sich einige interessante Hinweise zum Postillion in der von Hauptpostamtsofficial Scholl 1831 handschriftlich verfaßten „Sammlung aller auf das Königlich Württembergische Postwesen bezug habender Gesetze und Verordnungen in einer Darstellung der Gesammtverhältnisse derselben“. Als Einstellungsvoraussetzung für die Postillione galt demnach, daß sie zuverlässige, „des Reitens und Fahrens erfahrene, sowie der Wege wohl kundige, dem Trunke nicht ergebene Leute sein mußten, die wenigstens das 16. Jahr zurückgelegt“ hatten.

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