Vom Postmeister in Leipzig zum Generalpostmeister in Schweden

Ein Nachtrag zum 350jährigen Bestehen des Postwesens in Schweden

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1987/2

Autor: Sven Carlin

Seiten: 26-37

Es ist wohlbekannt, daß der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna hinter der Regierungsverfügung über „Post-Badhen“, der Gründungsurkunde des schwedischen Postwesens von 1636, stand. Weniger bekannt ist, daß er schon 1635 den ersten Leiter des Postwesens gefunden und angestellt hatte. Er schrieb damals aus Deutschland, wo er sich seit neun Jahren aufhielt, am 26. August 1635 aus München-Neuburg einen Brief an die schwedische Königin Christine.

In dem Brief teilt Oxenstierna mit, daß der Briefüberbringer, Andreas Wechel, vor einiger Zeit von König Gustav Adolf in Leipzig zum Postmeister ernannt worden sei, daß er sein Amt mit Fleiß ausgeführt habe, und daß der Kurfürst von Sachsen nach dem Tod des Königs Wechel entlassen und einen anderen als Postmeister bestellt habe. Wechel habe sich nun bei Oxenstierna gemeldet und um eine weitere Anstellung ersucht. „Da ich es für notwendig erachte und immer über Mittel und Wege nachgedacht habe, wie zu Hause in Schweden das Postwesen mit etwas Nutzen für das Land eingerichtet werden könnte, und ich bis heute keine geeignete Person, die das Amt versteht, finden konnte, erscheint nun mit diesem Wechsel eine Möglichkeit. Also habe ich auch (wissend, daß er, der ein guter, ehrlicher Mann ist, nicht nur das Postwesen gut versteht, sondern auch weiß damit umzugehen und zu hantieren, und daß er dazu selbst bereit ist) die Gelegenheit wahrnehmen wollen und ihn dazu bewegt, die Einrichtung in Stockholm auf sich zu nehmen. Zu diesem Zweck habe ich ihn dorthin gesandt.“ Oxenstierna bittet in diesem Brief weiterhin die Königin, eine Anordnung zu erlassen, die dem Wechel den notwendigen Unterhalt gewährt, solange er sich im Lande umsieht, um festzustellen, wo die Posten angelegt werden sollen. Er sei davon überzeugt, daß Wechel das Amt, wenn es eingerichtet wird, gebührend versorgen und dem Vaterland zu nicht geringem Nutzen sein wird.

(…)