Unterwegs und „unter Druck“
Vom stillen Örtchen in Ausstellungen und in echt
Es gibt Menschen, für die ist die Vorstellung, eine öffentliche Toilette aufsuchen zu müssen, der reinste Horror. Die Zugtoilette gehört dazu. Betroffene entwickeln aufwendige Strategien, um Reisen und Aufenthalte außer Haus so zu gestalten, dass sie nicht etwa „müssen“. Dabei hilft es nicht, zu wissen, dass ein Smartphone für gewöhnlich das Zigfache an Bakterien aufweist wie eine regelmäßig gereinigte Toilette, die Ursachen liegen tiefer.
Eine Briefmarke, die auch andere gute Dienste leisten könnte, gab die österreichische Post während Corona heraus
Aus Leder, Holz und Metall ist diese tragbare Reisetoilette aus dem 18. Jahrhundert aus dem Bestand des Deutschen Ledermuseums in Offenbach am Main; verbreitet war diese Form der Hygiene unterwegs nicht
Weil das Thema nicht gesellschaftsfähig ist, halten von der „schüchternen Blase“ Betroffene ihr Anliegen geheim. „Es beeinflusst das gesamte Leben“, äußert sich ein Betroffener auf n-tv. Wer jeden Schluck daraufhin berechnet, wann die Flüssigkeit wieder raus muss, vermeidet Kino, Theater, Museumsbesuche und Reisen und entwickelt aufwendige Alltagsstrategien, um nicht in Not zu geraten. Offenbar ein früh bekanntes Problem, wenn schon das Reise-Handbuch für Jedermann von 1834 dem zu Pferd Reisenden empfiehlt: „Die Bedürfnisse der natürlichen Ausleerungen des Harn- und Stuhldrangs lange zurückhalten ist thöricht und gefährlich.“ Die Störung führt „ein Schattendasein“, rund drei Prozent der Bevölkerung sind ernsthaft betroffen. Und darüber hinaus ist vielen der Toilettengang auswärts unangenehm. Sie tun sich schwer, wenn sie „müssen“. Wieder andere haben Angst, unterwegs nicht rechtzeitig eine Toilette zu finden.
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