Von der Ikone zur Illustration

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Von der Ikone zur Illustration

Zum Bedeutungswechsel von Objekten

Ausgabe

DAS ARCHIV 3/2022

Autorin: Tina Kubot

Seiten: 28 – 31

Museen sind Bildungsinstitutionen, changierend zwischen bildungs-und marktökonomischen Ansprüchen. Sie vermitteln Wertvorstellungen, Wahrheiten und Identitätskonzepte. Vor allem aber bewahren und zeigen sie historische Exponate, die nach immer wieder anderen Kriterien befragt werden. Die Ansprüche daran, was und wie etwas vermittelt wird, ändern sich mit den Anforderungen der Gesellschaft und der Entwicklung fachwissenschaftlicher Disziplinen wie der Technikgeschichte.

Technikfaszination gestern: Besucher:innen bei der Vorführung des Rohrpostsystems im Reichspostmuseum 1928.

Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation führt seit 2015 eine Gleichstellungsstatistik und beobachtet die Besetzung der Stellen abhängig von Position und Vergütung. Alle vier Jahre wird ein Gleichstellungsplan genehmigt.

Die Geschichte technischer Museen – und nicht nur die – ist eng mit einer männlich dominierten Fachkultur verbunden, die Ingenieure, Wissenschaftler, Experten und Pioniere geschaffen haben: Technikgeschichte wird bis heute als „apparative Erfindergeschichte“ vorwiegend westlicher, weißer, männlicher Genies und ihrer ikonischen Erfindungen erzählt. Noch in den 1980er- Jahren beschäftigten sich in Museen und Universitäten vorwiegend Männer mit Technik und schrieben Epen auf Ikonen und Helden der Technikentwicklung. Ab Anfang der 1980er- Jahre kam jedoch akademische Bewegung in diese Strukturen: Wissenschaftlerinnen wie Trevor Pinch und Wiebe Bijker Collins mit ihrem Paper Social Construction of Technology und der britische Soziologe Harry Collins stellten die These auf, dass Technikentwicklung nicht allein durch technische Argumente zu erklären sei. Für den Erfolg einer Technik seien nicht nur konstruktive oder innovative Merkmale entscheidend, sondern vielmehr soziale Prozesse und nichttechnische Einflüsse etwa der räumlichen, zeitlichen, kulturellen oder politischen Einbettung. Aus „Wer hat er erfunden?“ entwickelte sich ein „Wie wurde es erfunden und was bedeutete es?“. Als Beispiele dienten die Solarforschung und die Entwicklung des Fahhrads, entsprechend der in den 1970er- Jahren aufkommenden Trennung der Gegenstände nach „Wissenschaft“ und „Technik“.

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