Von Stuttgart über Mannheim nach Berlin

Eine Weggeschichte

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 2000/2

Autor: Klaus Beyrer

Seiten: 123-132

Im September 1782 kehrte der junge Friedrich Schiller Stuttgart den Rücken, um sein Glück in Mannheim zu suchen. Der Ortswechsel entstand keineswegs aus freien Stücken. Schiller, ein mittelmäßiger Regimentsmedicus, der Freundesspott zufolge in der Uniform daherkam wie ein Storch, dessen „Räuber“ freilich, sein Bühnendebüt vom Anfang desselben Jahres, die Gemüter erhitzt und Herzog Karl Eugen bewogen hatte, ihm die „Komödienschreiberei“ für alle Zukunft zu untersagen, Schiller stellte die eigene literarische Zukunft über die Desertion.

Die Flucht war genauestens vorbereitet worden. Mit dem 22. September war die Wahl auf einen Tag gefallen, an dem der Hof sich nach einer Hirschjagd im gut eine Stunde entfernten Residenzschlösschen Solitude aufhielt. Zur Sicherheit – um etwaige Verfolger zu täuschen – wurde die Fahrt außerdem in entgegengesetzter Richtung, über das im Osten der Stadt gelegene Eßlinger Tor, angetreten.

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