Zur Geschichte der Oberpostdirektion Erfurt

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Mitte, 1997

Autor: Werner Bühling

Seiten: 24-35

Erfurt, in der geografischen Mitte Deutschlands gelegen, war Schnittpunkt der beiden wichtigsten mittelalterlichen Handelsstraßen – die Königsstraße verband den südwestlichen Teil Deutschlands mit Osteuropa, und die Nürnberger Geleitstraße stellte die Verbindung zwischen den oberitalienischen Städten und dem Hanseraum her. Bedingt durch diese günstige Lage, entwickelte sich die Stadt schon im frühen Mittelalter zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt. Im 12. Jahrhundert, und in den folgenden 300 Jahren noch anhaltend, nahm Erfurt einen machtvollen Aufstieg. Es bildete sich zu einem wirtschaftlichen Mittelpunkt des Binnenlandes heraus. Schon um 1200 hatte Erfurt eine Bedeutung erlangt, die weit über den Thüringer Raum hinausreichte. Zwei Faktoren haben hauptsächlich diese Entwicklung begünstigt: Zum einen hatten sich die durch Erfurt führenden Verkehrswege zu vielbenutzten Handelsstraßen ausgeweitet, zum anderen war seine wirtschaftliche Macht nicht zuletzt durch den Anbau und Handel mit Waid, dem im Mittelalter sehr begehrten Blaufärbemittel, zu danken.

Bis ins 16. Jahrhundert unterhielten Stadtrat, kurmainzische Verwaltung, Klöster und Universität für ihren Nachrichtenverkehr Botenposten. Ab 1595 begann Thurn und Taxis in Erfurt tätig zu werden. Es wird der Fuhrherr Johann Mohr genannt, der den Postverkehr nach Frankfurt am Main und Leipzig besorgt haben soll. Seit dem Jahre 1615 befand sich in Erfurt ein Kaiserliches Postamt, das auch als sogenanntes „Reichspostdirektorium“ für ganz Thüringen galt. Es hatte also Befugnisse, die über das Stadtgebiet Erfurt hinausgingen. Die Post befand sich im „Güldenen Kleeblatt“ in der jetzigen Regierungsstraße Nummer 25. Im Jahre 1647 übernahm Georg Friedrich Breitenbach als Kaiserlicher Reichspostmeister die Erfurter Postgeschäfte, die nunmehr in seinem Hause „Zum güldenen Ring“ in der Predigerstraße 10 abgewickelt wurden. Von 1683 ab trat sein Sohn Johann Hieronymus Friedrich seine Nachfolge an und blieb bis 1721 tätig. In den folgenden Jahren gab es postgeschichtlich in Erfurt keine bemerkenswerten Veränderungen, bis sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Geschichte Erfurts mit der Preußens verknüpfte.

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