Zusammenbruch, Wiederaufbau und Spaltung des Berliner Postwesens 1945 – 1955
- Vorspruch
Die Reichshauptstadt Berlin und ihr Postwesen haben nicht nur gemeinsam unter den Zerstörungen und Greueln des zweiten Weltkrieges gelitten; beide sind aich in der Nachkriegszeit ein Opfer der weltanschaulichen Spannungen zwischen West und Ost geworden. Noch heute sind beide gespalten.
Die postalischen Geschehnisse dieser ereignisreichen Zeit – von einem Berliner Zeitgenossen in großen Zügen geschildert – der Nachwelt zu übermitteln, soll Gegenstand der folgenden Darstellung sein.
2. Zusammenbruch
Vor dem zweiten Weltkriege war Berlin mit über vier Millionen Einwohnern die größte Poststadt Deutschlands. Riesenämter und Massenverkehr kennzeichneten die Reichspostdirektion Berlin. Nach der „Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen“ Nr. 6 1955, S.210, waren 358 Postdienststellen mit einem Gesamtpersonal von mehr als 57 000 Postbediensteten zur Bewältigung des Berliner Post- und Fernmeldeverkehrs eingesetzt. Er brachte ein Siebentel der Gesamteinnahme der deutschen Reichspost; demgemäß war auch ein Siebentel des postalischen Gesamtvermögens in Berlin angelegt. 3 Milliarden Briefsendungen, 472 Millionen Zeitungsnummern, 55 Milliobeb Postanweisungen, 26 Millionen Telegramme, 7 Millionen Ferngespräche umfaßte der jährliche Verkehr. Jeder dritte Berliner war Rundfunkteilnehmer, jeder fünfte Postsparer. Als noch während des Krieges zur Einsparung die Reichspostdirektion Potsdam mit Berlin am 15. Februar 1943 vereinigt wurde, erhöhte sich dadurch die Einwohnerzahl auf 6 Millionen und das Personal auf rd. 73 000 Kräfte.
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