von Dr. Wolfgang Töpfer, Region Ost

Am 23. Oktober 2013 fand im Museum für Kommunikation Berlin wieder eine Zeitzeugenveranstaltung der DGPT-Region Ost statt. Mehr als 80 Mitglieder und Freunde der DGPT folgten der Einladung zum Themenabend „Die Geschichte des Richtfunkmastes Frohnau – ‚Kommunikationsrelikt‘ aus der Zeit des geteilten Deutschland und Berlin“, der von Markus Richter moderiert wurde. Die Zeitzeugen Werner Hampl, Günter Herrnleben und Joachim Kullmann berichteten über das „Schicksal“ eines Richtfunkmastes der Superlative: den 358,58 m hohen Mast im Frohnauer Forst, dessen gleichhohes Pendant in Gartow/Niedersachsen stand. Mit den beiden „Super“-Masten wurde eine Rekord-Richtfunkverbindung über 133 km betrieben – gewöhnlich erstrecken sich solche Funkfelder nur über 50 – 70 km. In Betrieb genommen wurde diese Funkverbindung am 16. Mai 1980 und bestand bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Anfang der 1990er Jahre. Die beiden Masten ermöglichten einen Nachrichtenaustausch zwischen Berlin-West und der Bundesrepublik Deutschland über das Gebiet der DDR hinweg, der zum damaligen Zeitpunkt abhörsicherer erschien, als die Kabelverbindungen, die durch das Gebiet der DDR führten. Diese sehr aufwendige zusätzliche Übertragungskapazität wurde vor allem geschaffen, um den stark anwachsenden Telefonverkehr zwischen Berlin-West und der Bundesrepublik Deutschland bewältigen zu können. Doch auch auf die Richtfunkverbindungen hatten es die Horchposten des Ministeriums für Staatssicherheit abgesehen, wie Nachforschungen der Projektgruppe Richtfunkmast Frohnau zweifelsfrei ergaben…

Mit der politischen Entwicklung Ende der 1980er Jahre hatte sich die Notwendigkeit dieser Richtfunkverbindung innerhalb kurzer Zeit erübrigt. Die Türme nebst Technik und Funkverbindung wurden nicht mehr gebraucht.

Beim Errichten des Mastes Ende der 1970er Jahre wurde vertraglich festgeschrieben, dass das 60 000 m2 große Flurstück im Frohnauer Forst seiner ursprünglichen Bestimmung – Forstwirtschaft – wieder zurück zu geben sei, wenn die Notwendigkeit des Betreibens eines Tages überflüssig werden würde. Damit, dass dieser Umstand bereits Anfang der 1990er Jahre eintreten würde, hätte zuvor niemand gerechnet. Trotz aller Widerstände von Seiten verschiedener geschichtsaffiner Interessengruppen wurde der Mast in einer spektakulären Aktion am 8. Februar 2009 gesprengt und buchstäblich zusammengefaltet.

Erklärtes Ziel der Projektgruppe Richtfunkturm Frohnau ist es, die Geschichte des Mastes zu dokumentieren, damit ein virtuelles Denkmal zu schaffen, um die Erinnerung an dieses Bauwerk zu bewahren. Es war ein eindrucksvoller Abend mit vielen authentischen Informationen und spannenden Episoden.

Mehr Informationen: http://www.richtfunkmast-frohnau.de. (Ein Video der Sprengung anschauen können Sie sich hier.)

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