Sebastian Hartmann hat zu einer Blogparade aufgerufen, die sich mit Dingen beschäftigt, die aus unserem täglichen Leben verschwinden. (Auf Twitter kann man unter dem Hashtag #dailyvanish mitlesen.) Von uns hat er sich einen Beitrag zum Thema Anrufbeantworter gewünscht, und wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal für die Überlassung eines blauen Swatch-Anrufbeantworters bedanken, der zeigt, dass mit der Verbreitung von Geräten auch die Ansprüche an das Design steigen.

Doch zurück zum Anfang: Erste Versuche, Telefongespräche aufzuzeichnen und damit die Flüchtigkeit des gesprochenen Worts aufzuheben, reichen bis in die 1930er Jahre zurück. Ab 1936 konnte das „Textophon“ der Firma Lorenz ans Fernsprechnetz angeschaltet werden und Anrufe mittels Magnetisierung von Stahldraht aufzeichnen.

Anrufbeantworter "Alibiphon VA 74", Friedrich Merk Telefonbau GmbH, 1965

Anrufbeantworter „Alibiphon VA 74“, Friedrich Merk Telefonbau GmbH, 1965

In den 1950er Jahre hielt das „Alibiphon“ Einzug in Büros und Praxen – ein kompaktes Ansagegerät, das nur den aufgesprochenen Text abspielen konnte. Selbst eine Nachricht zu hinterlassen, war bei den Modellen mit eingebautem Tonbandgerät möglich, die ab den 1960er Jahren auf den Markt kamen. Größe und Preis der Geräte setzten der Verbreitung aber noch enge Grenzen, daher bot die Bundepost alternativ einen Telefonauftragsdienst an, der Anrufe entgegennahm und pro Tag zu bezahlen war. Schon 1953 erblickte mit dem „Notaphon“, von der zeitgenössischen Presse gern „Telefon-Roboter“ genannt, ein weiteres Modell das Licht der Welt. Das Notaphon ermöglichte bereits eine Fernabfrage.

Mit Kassetten anstelle von Tonbändern wurden die Anrufbeantworter ab den 1970er Jahren deutlich kleiner. Diese Entwicklung setzte sich mit der Nutzung von Mikrokassetten und Speicherchips fort, die schließlich zum Verschwinden des Anrufbeantworters als separat unter oder neben dem Telefon stehendes Gerät führten.

Unser Sammlungsbestand von rund 75 Anrufbeantwortern zeigt die Entwicklung von den möbelartigen Gehäusen der ersten Generation bis zu den massenhaft verbreiteten, preiswerten Geräten der 1990er Jahre, die nun auch in den privaten Haushalten genutzt wurden. Heute ist der Anrufbeantworter meist nur noch eine in das Telefon eingebaute Komfortfunktion oder eine virtuelle Net-Box beim Betreiber des Telefonnetzes. Das Gerät ist also aus unserem Alltag so gut wie verschwunden, aber seine Funktion wird immer wichtiger: Ständige Erreichbarkeit ist schließlich auch eines der Gebote der 2010er-Jahre.

Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, teilen Sie ihn: