In seiner im Januar 2017 im Eigenverlag herausgegebenen Broschüre stellt Kurt Redenz circa 70 Belege von Ballonpostflügen vor. Neben Karten aus verschiedenen Ländern sind das hauptsächlich Karten, die an die seit den 1950er-Jahren stattgefundenen deutschen und österreichischen Kinderdorf-Ballonpostflüge erinnern, und die seither ein beliebtes philatelistisches Sammelgebiet sind.

Heute ist der uralte Traum des Menschen, sich in die Lüfte zu erheben und zu fliegen, längst Realität. Unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse, Experimente und Erfindungen, begleitet von Fortschritten und Rückschlägen, markieren die Entwicklung der Luftfahrzeuge, zu denen auch die Heißluft- und Gasballons gehören. Ballons waren die ersten Fahrzeuge, mit denen Menschen flogen. Im November 1783 schickten die Brüder Michel Joseph und Étienne Jacques de Montgolfier in Versailles erstmals einen bemannten Heißluftballon in die Höhe.

Die Geschichte der Luftpost beginnt mit der Erfindung des Heißluftballons. Der erste amtliche Ballonpostflug fand am 17. Juli 1859 in den USA statt. Er führte von St. Louis in das 1.290 Kilometer entfernte Henderson in New York. In Deutschland fand der erste amtliche Ballonpostflug im Rahmen der Leipziger Gewerbeausstellung im Juni 1897 statt. Der Pilot übergab die beförderten Postkarten nach der Landung der Reichspost zur Weiterbeförderung. Generell fanden solche Luftpostbeförderungen immer im Rahmen von besonderen Veranstaltungen statt. Der unter Philatelisten in aller Welt bekannteste Ballonpostflug ist aber wohl der Flug der Pariser Ballonpost von 1870/71: Im Deutsch-Französischen-Krieg dienten Ballons neben der Aufklärung, vor allem der französischen Postverwaltung. Während der preußischen Belagerung von Paris vom 23. September 1870 bis 28. Januar 1871 wurden nachts mit Hilfe von insgesamt 67 großen bemannten und kleineren unbemannten Ballons unter Ausnutzung der Windverhältnisse der Postverkehr mit der Provinz aufrechterhalten. Auf diesem Weg gelangten damals etwa 2,5 Millionen Sendungen mit dem Vermerk „PAR BALLON MONTE“ in das unbesetzte Frankreich.

Ballonpostbrief aus Straßburg, Frankreich mit Frankreich Freimarke, Nr. 207. Foto: Museumsstiftung Post- und Telekommunikationsgeschichte

 

Kinderdorf-Ballonflüge

Das erste deutsche Pestalozzi-Kinderdorf entstand 1947 in Wahlwies bei Stockach im Landkreis Konstanz. Der herausragende Förderer des Kinderdorfs, Hermann Johannes Scheer, selbst Ballonpilot, griff 1952 die Idee der Ballonpost auf und bat den bekannten schweizer Ballonfahrer Fred Dolder, für das Pestalozzi-Kinderdorf Ballonpost zu befördern. Der 23.000 Kubikmeter fassende Freiballon HB-BIC „Zürich“ stieg am 12. April 1952 in Lindau am Bodensee auf. Er erreichte eine maximale Höhe von 2.700 Metern, legte in drei Stunden und 57 Minuten eine Strecke von 130 Kilometern zurück und landete in der Nähe von Ulm. Dort übergab Scheer, der zu den vier Passagieren des Ballons gehörte, der Post einen Sack mit Sendungen, die den Stempelabdruck „1. Deutscher Kinderdorf-Ballonflug“ trugen.

Sechs Jahre später, am 30. März 1958, gab es einen zweiten Aufstieg. Der Pilot Scheer startete bei Konstanz mit einem schweizer Freiballon und landete bei Lughausen/Kyburg in der Schweiz. Im selben Jahr, am 21. September, folgte schließlich noch ein dritter Flug. Der schweizer Ballon stieg in Wahlwies auf und landete nach 2 Stunden und 14 Minuten in Roggendurf.

Ein gewisser Höhepunkt war der 4. Deutsche Kinderdorf-Ballonpostflug am 30. März 1959; erstmalig mit einem deutschen Ballon, dem 1.260 Kubikmeter fassenden D-BERNINA. Pilot Hermann Johannes Scheer brachte den Ballon auf seiner Jungfernfahrt in 6 Stunden von Rheinfelden nach dem 96 Kilometer entfernten Hüfingen in Baden-Württemberg. Die 8.000 Sonderkarten trugen als Startstempel das Ortssiegel der Stadt Rheinfelden und zeigten die Lindauer Hafeneinfahrt mit Ballon. Von da an fanden alljährlich ein bis zwei Ballonfahren statt, zuerst vor allem in Deutschland. Dann ging die Aktion um die Welt: Europa, Amerika, Afrika und Australien.

Die 41. DKB (Deutsche Kinderdorf Ballonpost) fand nach fast vierjähriger Vorbereitungszeit am 1. und 2. Juni 1977 in der Mongolei statt. Der Ballon HB-BEK „Schiesser“ stieg an zwei Orten in der mongolischen Steppe unter großer Begeisterung der Einwohner, vor allem der Kinder, auf, legte jeweils in 30 Minuten 6 Kilometer zurück und beförderte 3.800 Karten mit exotischen Marken und Stempeln, die nun die Sammlungen zieren. Die 50. DKB fand in den USA, die 68. in Italien, die 70. in Kapverden oder die 89. in der Türkei statt.

Stahlstich „Ballonfahrt der deutschen Militärluftschiffer-Abtheilung mit Ballonpost“, X. A. Grau, um 1900. Foto: Museumsstiftung Post- und Telekommunikationsgeschichte

 

Ballons im Einsatz

Neben der Postbeförderung wurden und werden Ballons für die verschiedensten Zwecke eingesetzt: Napoleon ließ als erster Militär in einigen seiner Schlachten in der Erde verankerte Ballons aufsteigen, um die Schlachtfelder besser übersehen zu können. Im Zweiten Weltkrieg machten Sperr- beziehungsweise Fesselballons von sich reden. Sie sollten feindlichen Piloten den Anflug auf Bodenziele erschweren oder unmöglich machen, denn die Seile der Ballons konnten die Flugzeuge zum Absturz bringen.
Seit über 100 Jahren dienen Ballons der Wetterforschung. 1911 wies der österreichische Physiker mit einer Serie von Ballonaufstiegen bis in Höhen von 5.000 Metern kosmische Strahlung nach. 1999 gelang zwei Piloten, dem Schweizer Bertrand Piccard und dem Briten Brian Jones, die erste Weltumrundung in einem Heliumballon.
Ballons werden auch oft zu Werbezwecken genutzt – und die vielerorts angebotenen Ballonfahrten erfreuen sich als kleines Abenteuer und Vergnügen großer Beliebtheit.

Die in Farbdruck hergestellte 49-seitige Broschüre kann von Kurt Redenz, Ringstraße 55, 14612 Falkensee/Finkenkrug, zum Unkostenpreis von 12 Euro bezogen oder in der Bibliothek des Museums für Kommunikation Berlin eingesehen werden.

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