Alexius Knobloch | Ein Schweizer Bote im Fernverkehr des 16. Jahrhunderts
Unter allen Schweizerstädten nimmt die alte Klosterstadt St. Gallen im Botenwesen früh eine führende Stellung ein. Unter und neben der geistlichen Herrschaft baute eine tüchtige Kaufmannschaft mit einem weitausgreifenden Leindwandhandel Botenlinien bis nach Nürnberg im Norden und Lyon im Südwesten aus. Je nach den wechselnden Erfordernissen machten sich sowohl die Äbte wie die weltlichen Leiter der nach Selbstständigkeit strebenden Stadtbürger solche Botendienste zunutze. Besonders gut sind wir über solch eine Beanspruchung für die Zeit Joachim von Watts (Vadian[us], 1484-1551) unterrichtet. Dieser außergewöhnliche Gelehrte, in jungen Jahren Rektor der Universität Wien, später Stadtarzt, Bürgermeister und Begünstigter der Reformation in seiner Heimat, hat an die zweitausend Briefe in alle Richtungen ausgehen lassen, die seit 1890-1913 in sieben Bänden gedruckt vorliegen. In ihnen spiegelt sich der äußerst lebhafte Verkehr, den die führenden Humanisten zwischen Italien und Deutschland pflegten, wobei durchaus ernsthafte geistige literarische und religiöse Fragen im Mittelpunkt standen. Erstdrucke antiker Texte, die kirchliche Parteiung in den einzelnen Staaten und Städten, Bündnisse und Zwistigkeiten waren die erregenden Ereignisse, Empfehlungen von Freunden und Gesinnungsgenossen andere wichtige Anliegen. Je rascher unertwartete Wendungen eintraten, um so wichtiger war es, frühzeitig unterrichtet zu werden, um die eigenen Maßnahmen überlegt treffen zu können.
Dieser Zeit ist der Botendienst eines Mannes zuzuordnen, der nicht als einziger das Vertrauen der Kaufleute St.Gallens genoß, dann aber besonders häufig, um die zwanzigmal, von Vadian u.a. in die Städte seiner Glaubensfreude gesandt wurde. Es liegt der nicht häufige Fall vor, daß nicht bloß Botengänge und Unkosten aus den Rechnungsbüchern zu ersehen sind. Der sich darin wiederholende Eigenname, Alexius Knobloch – auch Knoblauch oder Knoblouch – bezeugt, wue Zuverlässigkeit und Ortskenntnis zu einer Kerre von Aufträgen führten, die schon nahe an ein Berufsbotentum für ganz bestimmte Strecken heranreichen. Für die Entwicklung der Postgeschichte ist solch eine Übergangszeit von ganz besonderem Interesse.
(…)