Aus der Entwicklung der elektromagnetischen Telegrafenapparate

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1978

Autor: Wolfgang Klein

Seiten: 87 – 101

Die Drucktelegrafen

Wie schon im ersten Teil dieser Arbeit in Heft 2/1976 erwähnt, war es die immer drängendere Forderung nach Beschleunigung der Kommunikation, die auch den Gang der Telegrafenentwicklung im Laufe des 19. Jahrhunderts bestimmte. Verständlich also, daß die auf diesem Gebiet tätigen Erfinder schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt Apparate konstruierten, die den zu übermittelnden Nachrichtentext auf der Sendeseite direkt in Druckform einzugeben gestatteten, um so auf der Empfangsseite ebenfalls, z.B. auf einem Papierstreifen, den Nachrichtentext in Druckschrift für jedermann lesbar entnehmen zu können. Diese Form der Nachrichtenübermittlung hatte eine Reihe von Vorteilen. Man konnte mit solchen Geräten die Übermittlung eines Telegramms auch nicht speziell ausgebildeten Kräften ohne Codierung, das heißt ohne Umsetzung in eine besondere Telegrafierschrift, vornehmen lassen. Andererseits lag auf der Empfangsseite sogleich eine urkundliche Unterlage in Form des automatisch ausgedruckten Telegrammtextes vor. Er enthielt somit auch zwangsläufig keine Codierungsfehler mehr, die bei einer Übersetzung des Textes auf der Sende- und der Empfangsseite nicht immer zu vermeiden waren. Dieser letztere Vorteil konnte natürlich auch nur bei Telegrammen mit offenen Texten erwartet werden, da Geheimschriften ja trotz  ihrer Übermittlung in Druckschrift zusätzlich der Decodierung, also der Übertragung in einen offenen Text, bedurften.

Selbstverständlich waren an der Entwicklung solcher vielversprechender Geräte fast ohne Ausnahme alle bislang in Erscheinung getretenen Erfinder von elektrischen Telegrafengeräten interessiert und tätig. Man findet hier an vordester Stelle die klangvollen Namen aus der Zeit der Zeigertelegrafen, wie Bréguet, Wheatsstone und Siemens, aber auch andere nicht minder berühmte Köpfe, wie den späteren Erfinder des Mikrofons, Hughes, sowie Fardely, Bain, House und Brett. Hughes konnte durch seine Konstruktion eines Typendrucktelegrafen im Jahre 1855 die Entwicklung der elektrischen Telegrafen wohl am nachhaltigsten beeinflussen. Über seine technischen Überlegungen und deren Umsetzung in die Praxis wird daher in diesem Teil der Arbeit noch wesentliches auszuführen sein. Man kann diesem Zusammenhang sogar von weltweiten Erfolgen des „Hughes“ wie man seine Konstruktion eines Drucktelegrafen bald nannte, sprechen. Im folgenden sollen die Drucktelegrafen anhand einer Reihe ausgewählter Konstruktionen von Wheatstone, Bain, Hughes und Siemens, die einen angemessenen Querschnitt durch die Entwicklung darstellen, beschrieben werden. Dabei wird der „Hughes“ entsprechend seiner schon vorstehend angedeuteten Bedeutung im Mittelpunkt stehen, da man auf Grund der jahrzehntelangen Verwendung von Hughes-Linien sogar bis in die Neuzeit, unterstellen darf, daß mit diesem Typendrucktelegrafen, der im Laufe der Jahre durch den Erfinder selbst und durch andere Konstrukteure, wie Froment, Phelps, Siemens und Stock, sehr verfeinert und damit äußert leistungsfähig gemacht wurde, eigentlich schon das moderne Fernschreibzeitalter begonnen hatte.

(…)