Neunzig Jahre Selbstwähldienst in Deutschland

Das erste automatische Fernsprechamt in Hildesheim

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Mitte, 1999

Autor: Rolf Barnekow

Seiten: 3-6

Am 10. Juli des Jahres 1908 wurde in Hildesheim das erste Ortsfernsprechamt im Bereich der Reichs-Telegrafenverwaltung (RTV) und – wie der Ober-Postpraktikant und spätere Staatssekretär August Kruckow nicht ohne Stolz damals gerne bemerkte „auf dem Kontinent“ – in Betrieb genommen, dessen Betrieb sich ausschließlich automatisch abwickelte.

Zur Zeit der Inbetriebnahme hatte das Ortsfernsprechnetz Hildesheim einen Umfang von etwa 900 Teilnehmern mit insgesamt 1.100 Sprechstellen. Die Aufnahmeleistung des neuen Amtes war zunächst für 1.200 Teilnehmer ausgelegt. Nach dem 10.000er Prinzip mit Gruppenwählern (I. und II. GW) und – innerhalb des Amtes dreiadrig ausgeführten – Leitungswählern war es jedoch möglich, bei Bedarf die Kapazität zu erhöhen.

Mangels Erfahrung mit dem neuen System verzichtete die RTV zunächst auf den Einsatz von Vorwähleinrichtungen sowie auf die zentrale Mikrofonspeisung. Das System war somit noch als Ortsbatterie-System (OB-System) realisiert, d.h. jeder Teilnehmer hatte eine für die Mikrofonspeisung zuständige Batterie in oder in der Nähe seines Fernsprechapparates installiert. Für deren Wartung war der Teilnehmer selbst verantwortlich.

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