„Die Post im Dorfe lassen…“

Das Postfilialnetz der Niederlassung Frankfurt/Oder auf dem Weg ins Jahr 2000

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 1998

Autoren: Manfred Mittelstedt, Thomas H. Josten

Seiten: 33-53

Der Beginn der Postgeschichte im Raum Frankfurt (Oder) ist gleichzeitig auch Anfang der deutschen Postgeschichte, da als älteste deutsche landesherrliche Posteinrichtung eine Botenpost im östlichen Brandenburg angesehen wird. Dieser Botenzug führte um 1470 von Küstrin über Frankfurt (Oder-)-Torgau-Leipzig-Weißenfels nach Ansbach. Die 68 Meilen lange Strecke wurde damals in 24 Tagen bewältigt. Das erste, aber nicht überkommene Postamt in Frankfurt (Oder) entstand bereits 1661 im Zusammenhang mit der Einrichtung des Postkurses Berlin-Frankfurt (Oder)-Breslau. Welche Bedeutung das Postamt Frankfurt (Oder) innerhalb kurzer Zeit gewonnen hatte, wird dadurch verdeutlicht, daß bereits im Jahre 1671 ein Grundstück in der Oderstraße vom Generalpostamt angekauft wurde, was in der damaligen Zeit äußerst selten geschah. Da der Geschäftsumfang des Postamts durch die Steigerung des Reise- und Güterverkehrs fortgesetzt anwuchs, erwarb die Post im Jahre 1821 für 24.000 Taler in derstelben Straße das ehemalige Kommandantenhaus und richtete dort das Postamt ein.

Drei Jahre später erteilte der Generalpostmeister Carl-Friedrich von Nagler erstmals in Preußen dem Postamt Frankfurt (Oder) den Auftrag versuchsweise eine Landfußbotenpost einzurichten, d.h. die regelmäßige Briefzustellung in den Landorten einzuführen. Bisher mußten die Landgemeinden die eingegangenen Dienst- und Privatbriefe noch vom Postamt abholen lassen, jetzt sollten sie ihnen regelmäßig ins Haus gebracht werden. Gemäß dem Auftrage gingen am 1. September 1824 zwei Landfußboten zum erstenmal aus den Stadttoren Frankfurts, um wöchentlich zweimal in den umliegenden Ortschaften die vorliegenden Sendungen umzustellen. Die Neuordnung wurde natürlich von den Landbewohnern mit Beifall begrüßt. Der erste Versuch der Postverwaltung, der die Rentierlichkeit der Neueinrichtung feststellen sollte, hatte ein so gutes Ergebnis (nach 5 Monaten überstiegen die Einnahmen die Anlagekosten um das Dreifache), daß anschließend die Landzustellung für alle Postämter angeordnet werden konnte.

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