Der Aufbau einer modernen Telekommunikations-Infrastruktur im Freistaat Sachsen durch die Deutsche Telekom

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 2001

Autor: Johann Fritsch

Seiten: 48-55

Im November 1989, zum Zeitpunkt der Öffnung der Mauer, herrschte ein dramatisches Gefälle in der Telekommunikations-Versorgung zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Während im Westen auf 1.000 Einwohner rd. 470 Telefon-Hauptanschlüsse kamen, waren es im Osten weniger als 110. Darüber hinaus war die Telekommunikations-Infrastruktur in der DDR dem aktuellen technischen Standard um mehrere Entwicklungs-Generationen im Rückstand. Etwa zwei Drittel der Vermittlungssysteme waren über 40 Jahre alt, große Teile stammten noch aus den zwanziger Jahren (System 22), digitale Vermittlungssysteme waren erst in Pilotprojekten im Einsatz (OZ 100 für max. 100 Telefonanschlüsse).

Die Anschlusstechnik und die Kabelnetze waren durchweg völlig überaltert und bis auf die letzte Kabelader beschaltet. Dazu kam, dass rd. 70% der vorhandenen Telefonanschlüsse sich zu zweit oder gar zu viert eine Leitung teilten, d.h. bei den so genannten Gemeinschaftsanschlüssen konnte jeweils nur immer ein Anschluss sprechen, der Gemeinschaftspartner war in dieser Zeit abgeschaltet. Das Telefonieren war unter diesen Verhältnissen mit ständigem Rauschen und Knacken, oftmals mit Doppelverbindungen oder Falschwahl wahrlich kein Vergnügen. Besonders im Fernverkehr und – hier politisch gewollt – ganz besonders im Verkehr mit der Bundesrepublik war das Telefonieren durch unterdimensionierte Leitungsbereitstellung mit langen Wartezeiten verbunden. Datenmehrwertdienste, außer handvermitteltem Datendienst, waren praktisch nicht  vorhanden. Mobilfunksysteme für den öffentlichen Gebrauch gab es überhaupt nicht.

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