Der Bahnpostwagenpark der DEUTSCHEN POST (DDR)

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1998/1

Autor: Klaus Kirsch

Seiten: 10-53

Eine Episode ging zu Ende. Eine Epoche der Postgeschichte, die am 1. April 1848 mit der Einführung von Bahnposten in Baden und mit dem Einrichten der „Post-Speditionsbureaus“ 1849 in Preußen eingeleitet worden ist. Fast 150 Jahre lang war der Dienstzweig Bahnpostdienst das entscheidende Rückgrat der Postbeförderung, war er die traditionelle Grundlage für Schnelligkeit und Zuverlässigkeit und hat durch sein akkurates Funktionieren durchgängig das Ansehen der Post während der wechselvollen deutschen Geschichte geprägt. Dabei stand dieser Dienstzweig niemals vordergründig im Blickfeld der Öffentlichkeit, wie etwa der Annahme- oder Zustelldienst. Die Organisation der Leitweise der Sendungen, das Einrichten zweckmäßiger Postkurse, das Gewährleisten der ständigen Einsatzbereitschaft des Wagenparkes sowie seines wirtschaftlichen Einsatzes, wie auch der Bahnpostbegleitdienst waren immer Aufgaben, die von einer verantwortungsbewußt aufeinander eingestimmten Gemeinschaft anerkennungswürdig bewältigt wurden. Mitarbeiter, die von diesem Dienstzweig geprägt worden sind, zeichneten sich allgemein durch hohe Dienstbereitschaft und hohes Verantwortungsbewußtsein sowie durch Zielstrebigkeit und Disziplin, Selbstbewußtsein, Wendigkeit und Entscheidungsfreudigkeit aus.

Mit dem Entstehen der ersten Eisenbahnen gaben die Postverwaltungen ihr bis dahin alleiniges Recht zur Beförderung von Personen und Sachen („Postregal“) schrittweise an die Eisenbahnen und andere ab. Gleichzeitig bemühten sich die Postverwaltungen darum, die günstigen Bedingungen der Eisenbahn für den Posttransport zu nutzen. In Preußen sicherte sich die Postverwaltung im Eisenbahngesetz von 1838 die unentgeltliche Beförderung der Postsachen, der dazu notwendigen Wagen und des erforderlichen Personals auf dem Schienenweg, indem daran das Erteilen einer Eisenbahnkonzession gebunden wurde.

Nach anfänglichen Versuchen, Landstraßen-Postwagen auf Eisenbahnwagen-Untergestellen zu transportieren, ging man bald dazu über, für den Schienentransport spezielle Wagen einzusetzen. Nach den Versuchen mit dreiachsigen Eisenbahn-Postwagen im Jahre 1841 auf der Strecke Berlin-Leipzig kamen bereits ein Jahr später auch zweiachsige Wagen zum Einsatz. Ihre eindeutige Überlegenheit gegenüber den stark schwankenden Postkutschen auf Eisenbahnwagen-Untergestellen führte bereits im Jahre 1846 zur Aufgabe dieser Betriebsweise. Der industrielle Aufschwung in jenen Jahren stellte auch die Postverwaltungen immer wieder vor größere Aufgaben. Nach England (1838), Belgien (1841), Frankreich (1846) und Baden (1848) begann man auch in Preußen damit, nicht nur die Postsendungen an den Stationen auszutauschen, sondern sie auch in den Wagen unterwegs zu bearbeiten.

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