Der „Deutsch-Österreichische Telegraphenverein“ und die Entwicklung des Telegrafenwesens zwischen 1850 und 1871

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1994/1

Autor: Josef Reindl

Seiten: 30-46

Im Jahr 1905 stellte der preußische Telegrafenbeamte Noebels in einem Aufsatz rückblickend fest: „Die Telegraphie ist ihrem Wesen nach bestimmt, in weite Fernen zu wirken und im Verkehr der Völker die Raumunterschiede auszugleichen.“ Gerade mit einer bis dahin nicht gekannten Übertragungsgeschwindigkeit unterschied sich die elektromagnetische Telegrafie grundlegend von allen anderen Beförderungsmitteln und wurde damit zum idealen Medium, um Nachrichten über weite Entfernungen zu übertragen.

Angesichts der zu dieser Zeit bestehenden territorialen Zersplitterung Deutschlands in eine große Zahl selbständiger Staaten schien aber gerade dieser Vorzug der Telegrafie nicht zum Tragen zu kommen. Begannen diese Staaten doch damit, eigene Telegrafennetze aufzubauen, bei denen unterschiedliche Telegrafensysteme zur Anwendung kamen, was eine eventuelle grenzüberschreitende Verbindung der regionalen Netze erschwerte oder sogar unmöglich machte. Betrachtete man etwa das zeitgenössische Postwesen, so wurde ersichtlich, wie sich die Postbeförderung angesichts unzähliger Grenzen, unterschiedlicher verwaltungstechnischer Bestimmungen und nicht zuletzt aufgrund der konkurrierenden Interessen deutscher Staaten verzögerte und versteuerte. Eine ähnliche Entwicklung drohte angesichts des Aufbaus unterschiedlicher Netze auch der Telegrafie.

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