Die Deutsche Reichspost im Motorsport

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1992/1

Autor: Konrad Buschmann

Seiten: 33-45

Eine kaum bekannte Tatsache ist die Teilnahme der Deutschen Reichspost an motorsportlichen Veranstaltungen, obwohl es vor dem Zweiten Weltkrieg durchaus üblich war, daß sich neben Privat- und Werksfahrern auch Organisationen des Staates und der Wehrmacht an solchen Wettbewerben beteiligten. Darüber hinaus waren die Einsätze der Postmannschaften überaus erfolgreich, ja sie zählten in den Jahren 1938 und 1939 sogar zur absoluten Spitze des deutschen Geländewagensports.

Gelände- und Prüfungsfahrten nannten sich damals die Veranstaltungen, heute würde man Rallyes sagen. Geländefahrten besaßen einen hohen Stellenwert. Namhafte Automobilhersteller und viele Mannschaften staatlicher Einrichtungen beteiligten sich an diesen Veranstaltungen. Renommierte Fahrer, wie Hermann Lang und Karl Kling, griffen in die Lenkräder, um ihren Mannschaften den Sieg zu sichern, denn Erfolge waren sehr werbewirksam. Im Gegensatz zu den heutigen Rallyes entschieden nicht nur die gefahrenen Bestzeiten, sondern es ging auch um die Bewältigung verschiedener Aufgaben. Aufgaben, bei denen die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs und des Fahrers unter Beweis gestellt werden mußte. Bei Winterprüfungen zum Beispiel wurde durch eine Startprüfung, bei der der Fahrzeugmotor innerhalb einer bestimmten Zeit anspringen und dann im Leerlauf nicht mehr ausgehen durfte, die technische Qualität des Fahrzeugs erprobt. Im Rahmen von Eis- und Schneeprüfungen mußten bestimmte Streckenabschnitte ohne fremde Hilfe bewältigt werden. Dasselbe galt für Gelände- oder Querfeldeinprüfungen und Ohne-Halt-Prüfungen. Die schwierigen Streckenabschnitte wurden von den Fahrern mit klangvollen Namen wie „Rodelbahn“, „Galgenberg“, „Sprunggarten“ bedacht. Steilauf- und Wasserdurchfahrten sowie Sandstrecken gab es ebenfalls, die hohe Ansprüche an das Fahrkönnen der Teilnehmer stellten.

(…)