Die Entwicklung des Fernsprechwesens in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg
- Die Lage nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Fernsprechverkehr zunächst total zum Erliegen gekommen. Die Vermittlungsstellen für den Orts- und Fernverkehr sowie Kabelleitungen waren weitgehend zerstört. Die Fertigungsstätten der Fernmeldeindustrie, die vornehmlich in Berlin lagen, waren entweder durch Bomben zerstört oder von der Besatzungsmacht demontiert worden. Unter beispiellosem Einsatz des Personals der betroffenen Vermittlungsstellen wurden viele von Bomben zerstörte technische Einrichtungen soweit wie möglich instandgesetzt und wieder in Betrieb genommen, damit wenigstens die notwendigsten Fernsprechverbindungen wieder hergestellt werden konnten.
Bald nach der Währungsreform, im Jahre 1948, stieg aber das Verlangen nach Fernsprechverbindungen stark an. Die Deutsche Bundespost stand vor der Frage, in welcher Weise am wirkungsvollsten der Wiederaufbau des Fernsprechverkehrs in Angriff genommen werden sollte. Schon mit den guten Erfahrungen, die seit 1923 mit der ersten Netzgruppe der Welt, in Weilheim, sowie mit weiteren Netzgruppen im bayerischen und mitteldeutschen Raum gemacht wurden, ergab sich, daß ein künftiges Fernverkehrsnetz vollautomatisch betrieben werden sollte. Die Weiterentwicklung der Netzgruppentechnik konnte aber aus verschiedenen Gründen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, für eine zukunftsträchtige Landesfernwahltechnik nicht in Frage kommen. Vorbilder, nach denen man sich hätte richten können, lagen auch im Ausland nicht vor. Viele Vorschläge wurden für deutsche Verhältnisse – aus hier nicht näher zu bezeichnenden Gründen – als ungeeignet befunden. Es mußten Lösungen gesucht werden, die zukunftssicher waren, um Fehlinvestitionen weitgehend zu vermeiden, und rasch zu einer Vollautomatisierung zu gelangen. Insbesondere sollten handbediente Fern- und Schnellämter nur im unbedingt notwendigen Maße wieder aufgebaut werden.