Die geschichtliche Entwicklung des Post- und Fernmeldewesens

Ausgabe

Archiv für deutsche Postgeschichte 1974/02

Autor: Gottfried North

Seiten: 6-25

Das Verlangen, Nachrichten zu übermitteln, hat sich bei den Völkern des Altertums erst entwickelt, als sie seßhaft wurden. Die ersten Ansätze zeigten sich bei den Ägyptern, die erkannt hatten, daß sich eine auf Papyrus geschriebene Nachricht leicht befördern ließ. Die Herrscher, die mit den entlegenen Provinzen in Verbindung stehen wollten, setzten in großer Zahl Fußboten ein, die in der Lage waren, weite Strecken zurückzulegen. Schon um 2300 v. Chr. wird berichtet, daß die Boten aus Furcht, unterwegs umzukommen, häufig ihr Vermögen ihren Kindern vermachten, bevor sie ihren Botengang antraten. Aufschluß über das ägyptische Botenwesen gibt das älteste bisher bekannte Postdokument aus dem Jahre 255 v. Chr., ein Papyrus, der in Hibeh gefunden wurde. Hierin vermerkte ein „Postbeamter“ Einzelheiten über Briefbeförderung, Boten, Absender und Empfänger.

Der Perserkönig Kyros II., der Große (550 bis 529 v. Chr.), benutzte erstmals berittene Boten. Er selbst berechnete die Entfernungen, die ein Reiter täglich zurücklegen konnte. Dabei richtete er im Abstand von Tagesreisen Stationen ein, die er mit Boten und Pferden besetzte. Eine ausgebaute Heerstraße von 2500 km Länge erstreckte sich vom Mittelmeer bis zum Persischen Meerbusen und verband die Residenzstadt Sardes mit der Hauptstadt Susa. An dieser Straße lagen 111 Stationen. Während eine Karawane für diesen Weg 90 bis 100 Tagesreisen benötigte, legten die Kuriere der Könige die Strecke in sechs bis acht Tagen zurück. In ihrer Organisation war die persische Staatspost der heutigen Post sehr ähnlich, Privatleute durften sie jedoch nicht benutzen. In besonderen Fällen wußte man sich durch die außergewöhnliche Nachrichtenübermittlung zu helfen: Harpagos, ein Verwandter des Mederkönigs, nähte einen Brief an Kyros in den Bauch eines Hasen ein und sandte seinen Diener als Jäger mit dem Hasen im Jagdnetz zu Kyros. Ihm sollte der Bote persönlich ausrichten, daß er den Hasen nur eigenhändig und ohne Zeugen aufschneiden dürfe. So fand Kyros den Brief.

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