Die habsburgische, kaiserliche Reichspost unter dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1990/2

Autor: Martin Dallmeier

Seiten: 13-32

Im Europa nördlich der Alpen begannen am Ausgang des 15. Jahrhunderts sich neue radikale religiöse, soziale, politische und wirtschaftliche Änderungen abzuzeichnen. Die gesellschaftlichen Strukturen des Mittelalters wandelten sich spürbar, neue Ideen verbreiteten sich unaufhaltsam. Aus Italien durchdrang die Idee des Humanismus das noch im scholastischen Denken geprägte Mittel- und Westeuropa. Die Renaissance löste in Architektur und Malerei die Gotik ab. Der Mensch, die Landschaft wurden neu entdeckt. Religiöse Fragen beschäftigten die Menschheit in zunehmendem Maße, die Wirren der Reformation kündigten sich an.

Im westlichen Europa hatten die Königreiche Frankreich und England mit ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentren Paris und London nach den tiefgreifenden Auseinandersetzungen im Hundertjährigen Krieg ihre zentrale Machtstruktur konsolidieren können. Auf dem Boden des jahrhundertelang vom staufisch-welfischen Gegensatz geprägten Italien waren im nördlichen Landesteil eine Anzahl von selbstbewußten, wirtschaftlich und kulturell blühenden Stadtstaaten hervorgewachsen, während in Mittelitalien der Kirchenstaat unter den Renaissancepäpsten das entstandene Machtvakuum ausfüllte. Süditalien hingegen litt immer noch am strittigen spanisch-französischen Machtanspruch.

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