Die Päckchenzulassungsmarken der Feldpost am Kubanbrückenkopf und auf der Krim

Ausgabe

DAS ARCHIV 02/1981

Autor: Otto Müller

Seiten: 48 – 53

Als während des Rußlandfeldzuges der zusammenhängende Frontverlauf durch Rückschläge unterbrochen wurde, geriet die Versorgung der Truppe in Bedrängnis. Die Feldpostversorgung war davon nicht ausgenommen. Sie unterschied sich allerdings von der Versorgung mit Waffen, Munition, Verpflegung, Bekleidung und anderen Gütern entscheidend dadurch, daß die Güter die die Feldpost beförderte, nicht austauschbar, nicht ersetzbar waren. Jeder Soldat wollte nicht irgendeinen (woanders entbehrlichen), sondern seinen Brief haben. Aber noch in einem anderen wesentlichen Punkt mußte sich die Feldpostversorgung dem üblichen Versorgungsschema entziehen ( Depots in Regiments-, Divisions- und Korpsbereichen), weil auch Güter von der Front nach der Heimat zu befördern waren, und zwar Briefe und Päckchen. Von Briefen, die mit Rückwärtstransportmitteln, vor allem aber mit der Luftfeldpost, befördert wurden, soll hier keine Rede sein. Wesentlich schwieriger nämlich war die Aufgabe, Päckchen nach der Heimat zu befördern. Sicher war das Bedürfnis nach Päckchenversand nicht überall groß, vielleicht auch nicht überall schwierig zu befriedigen. Aus Kesseln und Einschließungen durch den Gegner werden weniger Päckchen in Richtung Heimat angefallen sein, es sei denn, der Soldat wollte leztes persönliches Eigentum oder Erinnerungsstükke retten. 

Anders auf dem Ende Januar/ Anfang Februar 1943 gebildeten Kubanbrückenkopf. Die südlichste Armee der Heeresgruppe Süd, die 17. Armee, war unter dem Oberbefehl des Generalobersten Jaenecke nach den Rückschlägen im Schlammwinter 1941/ 1942 über Rostow am Don durch die Steppe zwischen dem Asowschen und dem Kaspischen Meer über den Kuban bis in den Nordkaukasus vorgestoßen. Der Russe ließ das offenbar geschehen, rückte aber im Winter 1942/43 wieder vor und zwang die 17. Armee, sich aus dem Kaukasus zurückzuziehen. Die Führung erachtete es mit Rücksicht auf die südöstlichen Verbündeten für wichtig, den sogenannten Kubanbrückenkopf, d.h. die Tamanhalbinsel an der Straße von Kertsch, zu halten. Man schrieb beschönigend: Der Kubanbrückenkopf wurde „gebildet“. Die Truppe erlitt, bis auf zurückgelassenes Gut, dabei verhältnismäßig wenig schaden und wurde nach Stabilisierung der Lage nur durch geringfügige Feindeinwirkungen behelligt.