„Den Originalfahrzeugen tunlichst ähnlich…“

Die ständige Ausstellung zur Geschichte der Luftfahrt im Reichspostmuseum zwischen 1910 und 1914

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 1998

Autor: Hans Hübner

Seiten: 17-32

Am 30. Juni 1910, einem Donnerstag, eröffnete das Reichspostmuseum in Berlin eine neue Abteilung, in der es die Geschichte der Luftfahrt darstellte. Es war das erste Mal, daß es in einem staatlichen Berliner Museum eine ständige Ausstellung zu diesem Thema gab. Für die Ausstellung war der schönste Raum des Museums, der Lichthof, ausgewählt worden, in dessen Mitte das von Joseph Uphues 1899 geschaffene Standbild des Begründers des Museums, Heinrich von Stephan, stand.

Die Glanzpunkte der nach wissenschaftlichen Aspekten aufgebauten Expositionen waren Modelle der erfolgreichsten deutschen Luftschiffe und der damals bekanntesten Flugzeuge. In großen Glasvitrinen standen auf der einen Seite des Lichthofs das 6.80 m lange Modell des Starrluftschiffs Zeppelin Z.I., auf der anderen die je 3.50 m langen Modelle der Luftschiffe von Parseval (unstarres System), P.III., und Groß (halbstarres System), M.II. Gegenüber dem Eingang erblickte der Besucher in einer Vitrine die Figur des deutschen Flugpioniers Otto Lilienthal mit seinem Doppeldecker-Gleitflugzeug auf einem Hügel vor dem Absprung. Daneben standen in zwei weiteren Glasvitrinen das Modell des Zweideckers von Wright in der Ausführung wie ihn Orville Wright 1909 in Berlin verwandt hatte, also mit Fallgewicht und Abflugschiene (Startgestell), und die Modelle des Blériot-, des Antoinette- (nach seinem bekanntesten Führer auch Latham-Flugzeug genannt) und des Grade-Flugzeugs. Die Luftschiffe im Maßstab 1:25 waren in den Vitrinen so untergebracht, daß sie 2 m hoch über dem Erdboden schwebten und beim Betrachter den Eindruck auslösten, als würde er einem wirklich in der Luft befindlichen Fahrzeug gegenüberstehen. Um den Besuchern auch einen Einblick in das Innere der Luftschiffe zu ermöglichen, war bei zwei von ihnen die äußere Hülle an einzelnen Stellen geöffnet, so daß beim Zeppelin-Modell einer der inneren Teilballons, die Verspannung und der Bau des Aluminiumgerüsts zu sehen und beim Parseval-Modell ein Ballonett erkennbar waren.

(…)