Die Stellung der Deutschen Post im System der ehemaligen DDR

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1993/1

Autor: Jürgen Fahnie

Seiten: 84-90

Die Gestaltung der Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands von zwei eigenständigen Staaten zu einem einheitlichen deutschen Bundesstaat offenbart in ihrem Verlauf den Widerstand kompletter Struktureinheiten der ehemals staatstragenden Kräfte der DDR. Andererseits wurden die demokratischen Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschlands bewußt ausgenutzt, um eigene Positionen zu sichern oder neue zu gewinnen und zu festigen.

Während vordergründig die direkte oder indirekte Zugehörigkeit vieler Funktionäre zum Ministerium für Staatssicherheit beachtet und aufgedeckt wird, vollzieht sich die Mitwirkung der ehemaligen Nomenklaturkader der DDR bei der Wiedervereinigung eher unbeachtet und fernab vom Aufklärungswillen der Öffentlichkeit. Eine analytische Untersuchung hinsichtlich ausgeübter Nomenklaturfunktionen liegt nicht vor. Während die letzte DDR-Regierung und Volkskammer durchaus demokratisch gewählt wurden, hat auf zweiter Ebene der Ministerialapparat im wesentlichen unbeschadet in der personellen Zusammensetzung weitergearbeitet. Für diesen stand nicht die demokratische Umgestaltung der Gesellschaft im Vordergrund, sondern Besitzstandswahrung und Existenzsicherung für ganze Struktureinheiten. Mitglieder dieser Struktureinheiten waren überwiegend Kader der sogenannten Nomenklatura der DDR.

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