Die Verbreitung des Fernsprechers in Europa und Nordamerika

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1977

Autor: Gerhard Basse

Seiten: 58 – 103

The telephone system, as we know
it, is the product of many, many
minds. to whom honor should be
given for the wonderful and bene-
ficial work it has accomplished.
A.G. Bell, 1922

Mit diesem Ausspruch trat Bell in der ihm eigenen Bescheidenheit erneut in die große Reihe der Erfinder oder Verbesserer zurück, die im vorigen Jahrhundert ein unfreiwilliges Team par distance gebildet hatten, das nur teilweise voneinander wußte oder gar miteinander kooperierte, das aber dennoch ein Endprodukt hervorbrachte, das – ständig weiter verbessert – in den letzten 100 Jahren seinen Siegeszug über die ganze Welt angetreten hat, Segen oder Fluch, gleichviel: Das Telefon!

Wenn man sich näher mit den Personen beschäftigt, die am Werden des Telefons mitgewirkt haben, und dabei die patentrechtliche Seite außer acht läßt, dann gewinnt man unwillkürlich den Eindruck, auch hierbei habe Europa dem klassischen Rollenverständnis die „Dichter und Denker“ gestellt und Nordamerika die „Praktiker“. Tatsächlich ist das praktisch verwertbare Telefon von Nordamerika nach Europa zurückgekommen: fast alle Apparate, mit denen im alten Kontinent die ersten Versuche angestellt wurden, stammten von Bell. Damit begann die „amerikanische Herausforderung“ – allerdings schon vor 100 Jahren, in Europa damals vielfach als „amerikanischer Schwindel“ oder gar „neuer Humbug“ bezeichnet.