Vom Haupttelegrafenamt zur Hauptstadtrepräsentanz

Ein Beitrag zur Geschichte des Dienstgebäudes Jägerstraße 42-44 in Berlin

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte, Regionalbereich Ost, 2001

Autor: Klaus Werner

Seiten: 16-25

Am 11. Februar 2000 eröffnete der Vorstandsvorsitzende Dr. Ron Sommer in Anwesenheit des Bundeskanzlers Gerhard Schröder in Berlin, in der Jägerstraße 42-44, die Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom AG. 122 Jahre vorher hatte hier ein vergleichbares Ereignis stattgefunden. Der Generalpostmeister Heinrich von Stephan hatte damals am 18. November 1878 zur Ersteröffnung dieses Dienstgebäudes als Haupttelegrafenamt (HTA) in die Jägerstr. 43-44 eingeladen. Um 10 Uhr fanden sich außer den Direktoren des Generalpostamtes und des Haupttelegrafenamtes hervorragende Vertreter der Wissenschaft, wie Prof. Dr. Helmholtz, Dr. Werner Siemens und Prof. Dr. Förster, der Direktor der Berliner Sternwarte, im zentralen Saal des Erdgeschosses ein, der mit den Büsten Sr. Majestät des Kaisers, des Kronprinzen und des Fürsten von Bismarck geschmückt war. Von der improvisierten Rednerbühne aus hielt von Stephan die Einweihungsrede, der er als Richtspruch voraus stellte: „Gleich wie ein Haus, das fest ineinander verbunden ist, nicht zerfällt vom Sturmwind, so auch ein Herz, das seiner Sache gewiß ist.“

Der folgende Beitrag versucht ein wenig aufzuhellen, wie das Gebäude entstanden und wie es während dieser 122 Jahre genutzt worden ist.

Lassen Sie uns zunächst kurz einen Blick auf das Stadtviertel werfen, in dem das prächtige Gebäude errichtet worden ist. Die Jägerstraße verlief quer durch die südliche Friedrichstadt in Berlin. Es war eine gut bürgerliche Gegend. Nur einige Hausnummern entfernt traf sich Anfang des 19. Jahrhunderts die damals kunst- und kulturbeflissene Welt Berlins im Salon der Rahel Varnhagen von Ense. Das Stadtbild war noch vom Barock geprägt. So wissen wir von einem der Vorgängerbauten des HTA, dass es sich um eine typisch barocke Wohnhausanlage mit verputzter und stuckierter Fassade sowie Mansardendach gehandelt hat. Der Kauf der Jägerstr. 43 war notwendig geworden, da die Zentral-Telegraphen-Station (ab 1876 Kaiserliches Haupttelegrafenamt), obwohl erst 1863 aus der Königsstraße 50 in einen Neubau in der Französischen Straße 33bc verlegt, sich schon bald als zu klein erwiesen hatte.

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