Entwicklung und heutiger Stand der Satellitentechnik

Ausgabe

DAS ARCHIV 01/1977

Autor: Dipl.- Ing- Walter Stöhr

Seiten: 171 – 192

Vorbemerkung der Redaktion

Der nachfolgende Aufsatz geht auf technische Einzelheiten ein, die möglicherweise einem Teil unserer Leser nicht voll verständlich sind. Andererseits haben wir eine nicht geringe Zahl technisch interessierter Leser, denen diese Veröffentlichung willkommen sein wird.

Der Weg zu Nachrichtenverbindungen über Satelliten

Nachdem Graham Bell vor 100 Jahren das erste kommerziell verwendbare Telefon geschaffen hatte, enstanden vor allem in den USA, Deutschland, England und Frankreich zunächst voneinander unabhängige Ortsnetze, die sich schon bald zu Bezirksnetzen erweiterten. Im Laufe des darauf folgenden Weiterentwicklung, insbesondere der Kabel- und Verstärkertechnik, konnten diese räumlich noch recht eng begrenzten Zentren durch Fernleitungen verbunden werden. Es entwickelten sich innerstaatliche Fernnetze, die später durch zwischenstaatliche Weitverkehrsverbindungen zu kontinentalen Nachrichtennetzen zusammengeschlatet werden konnten. Harte Grenzen für die Weiterentwicklung zu einem Weltnachrichtennetz setzten jedoch Ozeane. Insbesondere fehlten Sprechverbindungen über den Atlantik zwischen Europa und der Neuen Welt. Es gab zwar seit 1866 Seekabel für Telegrafieübertragung, aber erst 1927 ermöglichte eine Langwellen-Funkverbindung die Überbrückung des Atlantiks mit einem einzigen Sprechkreis. Ein Jahr später wurde die erste transatlantische Kurzwellenverbindung dem Verkehr übergeben. Auch diese Funkverbindung konnte nur wenige Sprechkreise bereitstellen. Bereits 1930 lagen in den USA und in Europa Pläne für ein Tiefseekabel mit Unterwasserverstärkern vor, aber die Weltwirtschaftskrise verhinderte zunächst die Weiterführung der Arbeiten. 1956 endlich verlegte die AT&T (American Telephone and Telegraph Company), unterstützt durch die britische und kanadische Postverwaltung, das von den Bell Laboratorien entwickelte erste transatlantische Fernsprechkabelpaar mit Einweg-Breitbandverstärkern und nahm es in Betrieb. Über dieses Kabelpaar konnten 36 Gespräche gleichzeitig geführt werden. Seit dieser Zeit wurden die Tiefseekabel wesentlich weiterentwickelt, insbesondere konnte durch die Einführung des Leichtkabels mit relativ geringerer Dämpfung und den Einsatz von breitbandigen Transistorverstärkern die erzielbare Sprechkreiskapazität ganz wesentlich erhöht werden. Heute stehen für den Telefondienst über den Atlantik bereits über 7000 kabelgeführte Sprechkreise zur Verfügung.

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