Forschungsanstalt und Ministersitz

Was sich auf dem Gelände der Kleinmachnower Hakeburg ereignete

Ausgabe

Post- und Telekommunikationsgeschichte 1997/2

Autor: Hubert Faensen

Seiten: 16-31

Weil der Kleinmachnower Rittergutsbesitzer Dietloff von Hake das alte Gutshaus verlassen und sich einen neuen Herrensitz errichten wollte, entstand 1906 bis 1908 in dem Wald auf dem Seeberg die Neue Hakeburg. Wirtschaftliche Schwierigkeiten nötigten ihn, im Januar 1937 das riesige, etwa 500.000 qm umfassende Gelände für 2,4 Millionen Reichsmark an die Deutsche Reichspost zu verkaufen. Der Initiator des Ankaufs war Wilhelm Ohnesorge (1872-1962), seit Hitlers „Machtübernahme“ Staatssekretär und politischer Kopf des Reichspostministeriums. Die Kaufverhandlungen fallen in die Zeit, in der Hitler seine Ernennung zum Reichspostminister – am 2. Februar 1937 – vorbereitete und er dem „Führer“ für den Abdruck von dessen Konterfei auf Sonder- und Serien-Briefmarken Honorare auf dessen Privatkonto anzuweisen begann. Ohnesorge wollte ein Grundstück für Dienstgebäude der neu gegründeten Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost (RPF) erwerben und zugleich sich privat einen repräsentativen Wohnsitz schaffen. NAch dem Zweiten Weltkrieg wurde das gesamte Gelände von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) sequestiert und der SED übereignet, die es von 1948 bis 1989 als Parteischule nutzte. Im Herbst 1995 ist es an die Telekom als Rechtsnachfolgerin der RPF zurückübertragen worden.

Ministersitz und Forschungseinrichtung haben ihre eigene Geschichte. Zunächst zur Hakeburg, die seit wenigen Jahren unter Denkmalschutz steht. Sie weist alle Merkmale auf, die der „Burgenbaumeister“ Bodo Ebhardt (1865-1945) in seiner 1914 publizierten „Betrachtung über Neubau und Wiederherstellung von Schlössern“ empfahl: das „Wohnschloß“ mit Innenhof und Terrassen, den abgesonderten Komplex Stallungen, Garagen und Wohnungen für Angestellte, Torbau, Gärtnerei, Sportplätze, Bootshaus und Wildgatter, die Lage „fern vom Lärm der Automobile und der Eisenbahn innerhalb eines großen Parks“. Der neue Herrensitz Hakes sollte Bedeutungsträger des alten Herrenstandpunkts sein und zugleich modernen Wohnbedürfnissen genügen. Man tue gut daran, so schreibt Ebhardt, bei der Planung von „der heuchlerischen Einfachheit abzusehen, die sich augenblicklich breit macht in einer Zeit des großzügigsten und prachtliebendsten Lebens“. Ein Standesherr, Industrieller oder Banker dürfe durch „absichtliche Kärglichkeit“ und falsche Rücksicht auf „kleinbürgerlichen Geist“ die Freude an der Schönheit seines Besitzes nicht beeinträchtigen.

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