Frühe Anfänge der Telegrafie im norddeutschen Küstenraum
Einleitung
Technikgeschichte kann unter verschiedenen Gesichtspunkten geschrieben werden. Sie kann sich auf die Beschreibung des historischen Ablaufes der Erfindung bestimmter Geräte, Maschinen oder Anlagen beschränken, sie kann versuchen, die – häufig durch nationalen Ehrgeiz vorbelastete – Frage nach Prioritäten zu klären, sie kann sich bemühen, Wechselbeziehungen zwischen naturwissenschaftlichen Fortschritt und technischer Entwicklung aufzuzeigen, sie kann aber schließlich auch nach allgemeineren Zusammenhängen zwischen politischen und wirtschaftlichen Geschehen einerseits und den Voraussetzungen für die Einführung neuer Techniken und deren Auswirkungen andererseits suchen. In den folgenden Ausführungen über die Anfänge der Telegrafie im norddeutschen Küstenraum soll versucht werden, solche etwas allgemeinen Zusammenhänge wenigstens fragmentarisch aufzuzeigen.
I. Die Geburtstunde der optischen Telegrafie
Im Sommer 1794, fünf Jahre nach der Erstürmung der Bastille und anderthalb Jahre nach der Hinrichtung Ludwigs XVI., lösten zwei Ereignisse in Frankreich ein weltweites Echo aus. Das erste war das Ende der Schreckensherrschaft durch die Hinrichtung Robespierres und seiner Anhänger am 28. Juli, das zweite war die Eroberung von le Quesnoy, einer kleinen nordfranzösischen Ortschaft, durch die französische Nordarmee am 15. August.